Phoebe Bridgers – Copycat Killer

von am 20. November 2020 in EP

Phoebe Bridgers – Copycat Killer

Phoebe Bridgers verlagert auf Copycat Killer mit Arrangeur Rob Moose (Sufjan Stevens, The National, Bon Iver, Vampire Weekend, Jay-Z) vier Songs ihres zweiten Studioalbums Punisher in ein orchestrales Ambiente.

Ein aus kreativer Hinsicht per se wenig ausgefallen, geschweige denn riskanter, aber durchaus verführerischer Ansatz. Leider funktioniert dieser allerdings nur bedingt, zumindest mit ambivalenten Erfolg, denn gerade eingangs wollen Moose und Bridgers einfach nicht harmonisch und auf organische Weise zueinander finden.
Kyoto installiert die schwelgende, elegische Gangart der erhebend jubilierenden Streicher durchwegs anmutig, versteht es sogar, die Schönheit der zugrunde liegenden Melodien deutlich majestätischer hervorzuheben als die schwache Album-Variante, wird aber durch Bridgers minimal zu hektisch anmutenden Vortrag latent sabotiert. Die aneinander vorbei arbeitende Tempoverschiebung des an sich flotten Indierock-Hits wirkt bemüht und unrund, weil die Urheberin von der angestammten Version gesanglich nicht weit genug abzuweichen gewillt ist, während das neue musikalische Gewand ambitioniert flaniert. Im Umkehrschub drehen die Instrumente justament dann schillernd auf, wenn der Gesang auf Intimität setzt. Ein Kommunikationsproblem.

In Savior Complex eilen die Arrangements hingegen generell öfter an Bridgers getragener, bezaubernden Intonation vorbei, jubilieren jedoch mit nostalgischer Grandezza, wenn Copycat Killer zu diesem Zeitpunkt seiner Spielzeit einmal mehr unterstreicht, dass eine ruhige, atmosphärischere und zurückgenommene Gangart einfach besser zur 26 Jährigen und ihrer Stimme passt, als die Vorgaben einer nach vorne gehende Formatradio-Indie-Folkrock-Stromlinienförmigkeit.
Bridgers und Moose finden jedenfalls nach und nach eine homogenere gemeinsamen Basis im Einklang und passenderen Ausgangsmaterial, am besten in Chinese Satellite (ein behutsamer Umgang nimmt sich Zeit, schmiegt sich zärtlich und warm aneinander, baut Spannungen verträumt auf), während der Titelsong von Punisher (im Original ja ein klares Highlight des zweiten Studioalbums – und damit mit der womöglich größten Fallhöhe dieser EP ausgestattet) mit verspielte Dramatik zu sehr am Kitsch mäandert und wie so vieles den Spagat zwischen sachter Euphorie und leiser Frustration vollziehen muss. Ein schöner Appendix für Punisher, nichtsdestotrotz.

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