Pig Destroyer – The Octagonal Stairway

von am 29. August 2020 in EP

Pig Destroyer – The Octagonal Stairway

Nach dem durchaus kontrovers von einer polarisierten Fanbasis aufgenommenen 2018er Werk Head Cage räumen Pig Destroyer mit The Octagonal Stairway auf, was sich im vergangenen Jahrzehnt noch so im Archiv und etwaigen Nebenschauplätzen angesammelt hat. 

Dass da im Beipackzettel die Rede von „6 new tracks, B-side noise tracks, and a special appearance from Igor Cavalera“ ist, stimmt so also nur zum Teil. Den titelspendenden Opener, ein aggressiv, fett und tollwütig mit manischer Hysterie zwischen Book Burner und Phantom Limb ballerndes Grind-Kotelette samt fast psychedelischem Finale, kennt man etwa bereits als Adult Swim-Release von 2013. The Cavalry und Cameraman hingehen wurden ursprünglich im vergangenen Jahr als alleinstehende Singles veröffentlicht – ersterer ist ein geradezu sehnig entschlackt zum Hardcore von Nails galoppierenderer Unruhestifter, zweiterer variiert seinen Deathcore-Fokus ständig vom Groove zu knackigen Riffs und filetierenden elektronischen Effekten.
Beiden gemein ist ein offenkundiger Wunsch, stilistisch wieder ein wenig direkter an die Phase vor der metallischen 2018er Platte anzuschließen. Wobei den zwei Singles dazu aus qualitativer Sicht einerseits die kreative Substanz fehlt, um den hauseigenen Meisterwerken auf Augenhöhe zu begegnen; andererseits aber auch auffällt, dass JR Hayes Stimme einfach nicht mehr diese psychotisch beängstigende Intensität von früher erzeugen kann. Weswegen die Idee des Umbruches mit dem tollen Head Cage rückwirkend noch soviel smarter und praktikabler erscheint, als schon vor zwei Jahren bereits.

Danach verlagert die (am Bass mittlerweile übrigens Travis Stone anstelle von John Jarvis beschäftigende) Band ihren stilistischen Fokus ohnedies direkt wie angekündigt in den experimentellen Noise und Drone – dennoch behält die dualistisch angelegte Resteverwertung The Octagonal Stairway sich in diesem Paradigmenwechsel einen stimmigen Fluß und Spannungsbogen. Alleine schon deswegen, weil auch das eröffnende, konventionellere Trio in einem Saft aus ambienten Rahmen schmoren durfte. News Channel 6 kommt als apokalyptische Nachrichten-Collage über ein Amerika im Untergang jedenfalls trotzdem nicht über ein kaum essentielles Interlude hinaus, während das rezitierende Head Cage als bisher verschollener Titelsong der aktuellen Studioplatte über seinen sedativen Beat zumindest eine hypnotische Wirkung entfaltet.
Das Gewicht dieser Seite der Platte liegt dann aber ohnedies dezidiert auf dem knapp elfminütigen Sound Walker, für das der verschenkte Gast Igor Cavalera in Trance pulsierende, uncharakteristische Minimal-Rhythmen in ein Experiment aus entschlacktem Industrial und albtraumhaften Klangwelten schleusen darf. Das entwickelt durchaus eine Sogwirkung, allerdings sei bereits jetzt orakelt, dass man zu diesem Gravitationspunkt und der zweiten Hälfte der The Octagonal Stairway-EP im Allgemeinen wohl nur ähnlich selten aktiv zurückkehren wird, wie beispielsweise zu Mass & Volume oder Natasha bisher. Fans stellen sich das 25 minütige Kurzformat freilich trotzdem ansatzlos ins Regal.

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