Plague Years – Circle of Darkness

von am 11. Oktober 2020 in Album

Plague Years – Circle of Darkness

Es gibt im zweiten Halbjahr 2020 wohl kaum undankbareres, als ein starkes Crossover Thrash-Werk zu veröffentlichen. Plague Years haben mit ihrem offiziellen Debütalbum Circle of Darkness allerdings gute Gründe dafür.

Während die Szene immer noch unter dem Eindruck des unerwarteten Ablebens von Power Trip-Frontmann Riley Gale steht, haben sich Plague Years ein Jahr nach der zweiten EP Unholy Infestations wieder mit Produzent Arthur Rizk zusammengetan, überstürzen die Dinge nach dem kompakter ausgefallenen Einstand diesmal allerdings womöglich – ohne per se etwas falsch zu machen.
Circle of Darkness steigt ohne Bruch zum bisherigen Schaffen der Band aus Detroit auf das Gaspedal, sammelt neben heulenden Soli und peitschenden, fetten Riffs durch heavy Midtempo-Passagen Anlauf, positioniert sich stilistisch also unmittelbar zwischen Kollegen wie Lowest Creature, High Command oder Enforced, und hat zudem die angestammten Klassiker der Szene studiert.

Circle of Darkness ist also ein zutiefst typischer Eklektizismus, ein mit viel Energie, Talent und Können gespielter Baukasten, der auch für die aus dem Hall gebrüllten, brutalen und monoton invariablen Vocals von Tim Engelhardt mit immanenter Tough Guy-Attitüde (subjektiv ohne solch melodischeren Szenen wie in World in Blood die klare Achillesferse der Band) keinen Originalitätpreis verlangt, während die selektiven Death- und Hardcore-Färbungen für Spritzigkeit sorgen, modern und muskulös pressen.
So sorgt etwa Witness Hell hinten raus für nasse Wände und geballte Fäuste, wenn nach der atemlosen Abfahrt der massive Breakdown einen Slo-Mo-Pit anrührt, fällt Paradox of Death mit seiner Slayer-Verehrung mit der Tür ins Haus und verehrt Evil One Hanneman und King noch mehr, besticht das Titelstück mit manisch tackernden Drums, während das epischer ausgelegte Eternal Fire ebenso wie NRFTL einfach so verdammt viel Bock macht.
Die Dynamik bleibt dadurch selbst in eindimensionaleren Passagen wie Incantation hoch, eine Gleichförmigkeit nach 42 Minuten also absolut verschmerzbar, was Circle of Darkness auch ohne ikonische Genieblitze, dafür aber auf Dauer stumpfen Vocals, zu einem (sehr) gelungenen Genre-Aufguss macht, der (mit Welpenschutz zwischen den Punkten liegend aufgewertet), dessen Songwriting mit jedem Durchgang zwingend weiter über die solide Routine hinausdrängt.

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