Run the Jewels – Run the Jewels

von am 1. August 2013 in Album

Run the Jewels – Run the Jewels

Die lockere Fingerübung des kongenialen Duos umreißt mit viel Humor das schier unerschöpfliche Potential dieses raptechnischen Gipfeltreffens: aus der dunklen Realität heraus sägen Jaime Meline und Michael Render an dem glitzernden Paralleluniversum, in dem Jay Z und Kanye West ihren goldene Thron bewachen.

Die 33 Minuten setzen dort an, wo die dystopische, beinahe alptraumhaft drückende Elektroklang- und Beatpalette des dritten El-Producto Albums ‚Cancer 4 Cure‚ in zwielichtigen Futurismus wucherte, und vermengt sie an jenen Stellen mit dem  von Meline produzierten letztjährigen Polit-Rap-Kunststück ‚R.A.P. Music‚ von Killer Mike, an dem sich der harmonierende  Flow des furiosen Dreamteams überschneidet und sich das Gespann vor allem darüber einig ist, wer hier die größten sind: „I stand on towers like Eiffel/ I rifle down all your idols/Niggas will perish in Paris/ Niggas is nothing but parrots“ heißt es in ‚Sea Legs‚, während die Flipper-Beats auch in ‚36″ Chain‚ formvollendet blinken, wie das Death Grips meistens ähnlich spielend können und Kanye es dem mainstream auf ‚Yeezus‚ als den neuesten Radikalismus verkauft hat, während El-P und Killer Mike bereits nachlegen: „There will be no reprieve for the thieves/ There will be no respect for The Thrones.

Run the Jewels‚ kann in viele Richtungen gelesen werden, funktioniert abgesehen von wenigen tatsächlich explizit anklagenden Momenten wie der Medikamentenmissbrauch- und Polizeigewaltabrechnung ‚DDFH‚ („Cops in the ghetto/ they move like the Gestapo/Drunk off their power and greed/ they often hostile/…/Do dope fuck hope!„) aber vordergründig nach Lust und Laune als locker aus dem Finger geschüttelte Machtdemonstration. „Killer Mike and El-P, fuck boys think about it/ Fuck you gonna sell me, you don’t know a thing about us/ Women dosed with ayahuasca drum circle and sing about us/Dolphins prone to rape’ll hear the tape and start to think about it“ wird in ‚Job Well Done‚ geprahlt, während frivoles Delfin-Schnattern aus dem Hintergrund ertönt, ‚Get it‚ spart nicht mit augenzwinkernder Selbstbeweihräucherung: „My name is Jaime Meline/I’m not chasing the green, I’m taking it“ beziehungsweise „My name is Michael Render/And we are the new Avengers„. Und tatsächlich gehört vor allem der In-Your-Face-Titelsong („I’ll pull this pistol, put it on your poodleAnnotate or your fuckin baby/She clutched the pearls, said „What in the world!“ and „I won’t give up shit!„/I put the pistol on that poodle and I shot that bitch„) mit zum besten, geschmeidigsten und dringlichsten, was die beiden Szenegrößen bisher zusammengebastelt haben.

Zu dem in Hochform agierenden Gespann gesellen sich in ‚Banana Clipper‚ auch noch Big Boi, Until the Ribbon Breaks (‚Job Well Done‘) und Prince Paul in seiner Paraderolle als Chest Rockwell für einige amouröse Anrüchigkeiten in ‚Twin Hype Back‚. Sie alle setzen in der formvollendeten Rapsymbiose von El-P und Killer Mike freilich nur kleine Akzente, bleiben für das unangestrengte Muskelanspannen der beiden Vordenker im Hintergrund.
Makellos ist ‚Run the Jewels‚ dann auch in erster Linie nur deswegen nicht, weil das dynamische Duo ihre neuerliche Zusammenkunft eher als kurzweiligen Ausblick auf vorhandene Möglichkeiten ausgelegt hat, denn als stringenten Albumtrip mit nehtlosem Klimax. Und ‚Cancer 4 Cure‚ sowie ‚R.A.P. Music‚ auch deswegen (natürlich) besser sind. Ob es ‚Run the Jewels‚ wegen dieser kleinen, vernachlässigbarer Makel von vornherein digital gratis zum saugen gibt (und in physischer Form nur streng limitiert), oder weil diese Zusammenarbeit eben tatsächlich wie hinausposaunt das mitunter coolste ist, was dem Rap-Game in jüngerer Zeit passieren konnte, ist dann eigentlich eine klare Sache.

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