Russian Circles – Blood Year

von am 1. August 2019 in Album

Russian Circles – Blood Year

Es bleibt dabei: Russian Circles haben es nach Memorial (2013) verpasst, für neue Impulse im ihrem instrumentalen Post Metal zu sorgen. Blood Year verschärft die Krise nach dem ernüchternden Guidance von 2016 zumindest nicht.

Dass drei Jahre später (trotz oder gerade wegne Kurt Ballou?) produktions- und mixtechnisch sogar ein noch indifferenterer Klangbrei herrscht, macht die Sache nicht besser. Selbst wenn die Band entlang ihrer spartanischen Ausrichtung diesmal wieder eher ihren Stärken entgegenspielt. Wie etwa im an sich sehr feinen Kohokia, das erst sinister lauert und sich dann zu einem immer funkelnder verzahnten Detail-Uhrwerk mit brodelnder und erlösender Spannung aufrichtet, wirkt die theoretische Wucht der Kaskaden praktisch nicht nur hier so frustrierend zahnlos inszeniert.
In Milano, einem anderen Highlight der Platte, überzeugt das Trio durch seine Härte und rhythmische Dichte, schiebt und drückt, hat auch tatsächlich etwas monumentalses und direktes unter der Haube, ist heavy. Schade nur, dass alle Saiteninstrumente gefühlt auf einer Ebene ohne Volumen oder Kontraste verwaschen sind.
Und auch Sinaia zeichnet im Reverb erst ein schöngeistiges Szenario, das düster malmend in die Mangel genommen wird, und immer wieder mit dramatischer Verzweiflung zwischen einigen Baukasten-Motiven blühen darf, aber seltsam dumpf bleibt.

Trotzdem: Die auf Nummer Sicher gehende Bestandsverwaltung würde mit derartigem Songwriting durchaus funktionieren. Allerdings gelingt es Blood Year nicht konstant auf derart überdurchschnittliches Niveau zu klettern (und den Sound beinahe vergessen zu machen): Über weite Strecken wirkt das siebente Studioalbum der Band nach einem gepflegten Malen-nach-Zahlen-Routineprogramm. Man hat all das von der Band schon spannender, zwingender, aufwühlender und mitreißender gehört. Wie auch die aktuelle Pelican-Souveränität Nighttime Stories vermitteln Russian Circles mittlerweile eher ein Bild der absoluten Kompetenz, weniger der übersprudelnden Kreativität.
Obwohl Blood Year gerade im Mittelteil durchaus in Gang kommt, ist der zudem der Einstieg über das atmosphärische Postrockgeplänkel Hunter Moon (wie auch Ghost on High später ein kaum essentieller Intermezzo-Fugenkitt) sowie das mit kantig-trockenen Drums rockig nach vorne riffende Arluck mit seinen so austauschbarer Standard-Gitarrenmelodien ein kleiner Offenbarungseid und wenigstens bocklangweilig.
Da kann auch der Radau, den das unausgegoren mäandernde Quartered gemein und mächtig bratzend mit seinen latent psychedelische Noten keine wirkliche Euphorie provozieren: Russian Circles haben sich – ohne Brandon Curtis im Regieraum – in eine Sackgasse manövriert (wo nur die Fanbrille und die Aussicht auf ein Live-Wachstum der Nummern für eine Aufwertung zwischen den Punkten führt).

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