Sermon of Flames – I Have Seen The Light, And It Was Repulsive

von am 29. September 2021 in Album

Sermon of Flames – I Have Seen The Light, And It Was Repulsive

Sermon of Flames müssen sich auf I Have Seen the Light, and It Was Repulsive für prägnante Songtitel und einen stilistischen Spagat samt genüsslich verinnerlichtem Dehnungsschmerz nicht verbiegen.

Dass man mit standardisiertem Death (/Black) Metal durch ein gewisses (von der unversiegenden Fülle an immer neuen Genre-Platten hervorgerufenes) Übersättigungsgefühl kaum noch jemanden in Ekstase versetzen kann, hat sich längst bis nach Irland herumgesprochen. Wohl auch deswegen haben Sermon of Flames sich nach ihrer ersten EP Heralds of the Untruth zwei Jahre Zeit gelassen, die dort kultivierten Ansätze potenziert und das Spektrum der Einflüsse noch weiter geöffnet. Das schafft genügend Impulse und Reibungsflächen, um I Have Seen the Light, and It Was Repulsive aus dem Stand heraus zu einer Platte macht, die über erwartete Ansätze und den gesichtslosen Durchschnitt mühelos hinausprescht, sich stilistisch aufgeschlossen gibt – und so nicht nur I, Voidhanger auf seine Seite gezogen hat.

Als Bindemittel des schizoid veranlagten, aber homogen auf einen Nenner gebrachten I Have Seen the Light, and It Was Repulsive fungieren dabei ungemütliche Harsh Noise und Ambient-Passagen wie der Opener To Behead One’s Desire, ein minimalistische hämmerndes und ausgemergelt pulsierendes G.O.D., das es über unscheinbare Nachjustierungen schafft, immer düsterer, böser und klaustrophobischer zu agieren, sowie Hymn of Apotheosis, das eigentlich bereits der ideale, weil runde Abschluß des Albums wäre.

Dass der Closer Dancer of the 6 Agonies danach aber noch einmal grunzt, ohne wirklich neues an den Tisch zu bringen – nicht ansatzweise schlecht, aber eben etwas redundant den Epilog zum eigentlich bereits beendeten Spannungsbogen liefernd – ist dann ein bisschen symptomatisch für das letzte Drittel der Platte, in dem Sermon of Flames einfach weniger essentiell als zuvor agieren. Vehemence wandert dort zwar schließlich als Deathdoom erst noch charismatisch von der Höhle in eine von der Apokalypse predigende Kanzel, pflegt dann bald aber nur noch einen am Math groovenden Standard, bevor auch Jahr Null weitestgehend starke Gaspedal-Routine bietet, obgleich die Gitarrenfiguren hier geradezu versöhnlich durchatmen.

Auch in dieser Phase stimmt die Qualität von I Have Seen the Light, and It Was Repulsive freilich, doch hinterlässt das Debütalbum bis dorthin einfach einen noch stärkeren Eindruck.
Cauldrons of Boiling Piss reißt etwa sofort als Blackened Death mit Grind-Attitüde und Industrial-Wumms blastend so beißend und zähnefletschend mit, erzeugt eine dystopische Psychose in den manisch fauchenden Vocals, die so auch Converge oder Pig Destroyer gefallen könnten, während die dissonanter aufgelegte Klopperei Chords Wrung From the Ribs of the Earth den martialischen Hummelflug in die atonale Raserei praktiziert, in einem Stakkato-Wellengang am fräßenden Zahnarztstuhl growlt.

I//H//D//O//D//E//S//I//W//A//C kotzt und würgt wie die ballernden Kerosin-Momente von Primitive Man, landet kurz im Sludge und heult dann verzweifelt auf der Überholspur. Vacuous & Disjointed schleudert die Riffs über eine rhythmisch vertracktere Grundierung – das eigentlich faszinierende sind allerdings die in den Texturen eingenähten verträumten Melodien, die sich immer mehr als kasteiende Furien entpuppen. Für den Deathgrind in Seething Radiance oder das im Basinski-Loop‘esken Sinnieren geborene, aber im Feedback als ätherische, von Säure zerfressene Schönheit ersaufende Mephitic Seraph braucht es dagegen nur wenige Sekunden an Spielzeit, um zu funktionieren.
Dass danach eigentlich vorerst alles zur Spannweite und Beweglichkeit der Band gesagt wäre geht schon klar: ein verwaltendes Schaulaufen hinten raus muß man sich auf dem Debüt erst einmal leisten können.

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