Skepticism – Companion

von am 27. Oktober 2021 in Album

Skepticism – Companion

Bedenkt man, welch ein Ereignis die Rückkehr von Esoteric 2019 war, ist es eigentlich eine Schande, wie sehr Companion, das Comeback der Institution Skepticism, nun abseits des Radars geschieht.

Auf ihrem fünften Studioalbum seit der Gründung 1991, dem ersten regulären seit Alloy von vor 13 Jahren, haben es die durchaus stilbildenden und nach wie vor als Referenzwert im Funeral Doom herhaltende Finnen selbst dabei augenscheinlich eilig, um wieder in die Gänge zu kommen: Der Opener Calla ist ein für geltende Bandstandards erstaunlich flotter Song mit betont knackigem Riffing – leider aber auch mit billig klingenden (grundlegend jedoch schön arrangierten) Synth-Streichern zugekleistert, die seltsam losgelöst von der eigentlichen Essenz der Nummer existieren. Das Ergebnis fällt so zwar nicht aus unbedingt dem Kontext, ist aber in Summe eine erstaunlich schwache, schizoide Nummer, die seltsam unentschlossen anmutet.

Dass Skepticism diese orchestrale Gangart sehr wohl weiterhin beherrschen, soll der den Rahmen schließende Closer The Swan and the Raven später noch eindrucksvoll beweisen, wenn das Songwriting und deren Auskleidung eine Einheit bilden und die Synergie auf imaginativer Ebene auf ein erhebendes Podest stellen.
Doch ganz generell wird Companion nach seinen ersten sechs Minuten weitaus stärker, auch wenn ein paar ambivalente Schattierungen im Verlauf bleiben werden: indem das Tempo gedrosselt wird und die Band näher bei ihren Kernkompetenzen und auch Erwartungshaltungen abliefert.

The Intertwined drangsaliert aggressiv, frönt allerdings mehr noch einem dunkel-mystischen Goth-Ambiente und rumpelt sogar kurz zum Klavier, visiert so den hymnischen Monolithen an. Das schwer orgelnde The March of the Four ist eine meditative Parade-Zeitlupe und Passage inhaliert den atmosphärischen Death mehr als jede andere Komposition der Platte, verschiebt seine Dynamiken aber danach fast progressiv und badet in apokalyptischer Schönheit und pastoraler Grandezza, wohingegen The Inevitable nach seinem gelungenen Akustik-Einstieg ein wenig Zeit braucht, um in die Spur zu finden: Die Synthies muten nach Grabbeltisch an, das heroische Element agiert zu kitschig. Sobald sich die Nummer jedoch zurücknimmt und über eine vage Western-Stimmung sehnsüchtige Facetten addiert, wächst der Song in seiner zweiten Hälfte am klassischen Heavy Metal vital.

Auch aufgrund derartiger Nuancen ist Companion ein kurzweiliges Unterfangen, das die gegebene und niemals verblassende Klasse von Skepticism (diesmal wieder im Studio eingefangen) allerdings auch nicht ganz auf dem bisher von der Band gewohnten Niveau zelebriert.
Die Größe wird nämlich vornehmlich versucht mit den Texturen zu generieren, das Volumen durch die Ästhetik geschaffen – aber das Songwriting dahinter erzeugt keine plättende, monolithische Überwältigung, sondern funktioniert eher routiniert und überdurchschnittlich mit solider Skepticism-Klasse. Companion nimmt nimmt in die Mangel, umspült mit fesselnder atmosphärischer Aura und ist ein wirklich gelungenes Comeback – das insgeheim aber auch selbst die Frage beantwortet, warum es gefühlt derart unter dem Radar der allgemeinen Aufmerksamkeit (und sogar bis zu einem gewissen Grad der loyalen Fanbasis) passiert.

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