Smith & Burrows – Only Smith & Burrows is Good Enough

von am 21. Februar 2021 in Album

Smith & Burrows – Only Smith & Burrows is Good Enough

Only Smith & Burrows Is Good Enough stimmt so leider nicht mehr, und auch die Zeilen „I love the snow, I love the rain/ Here comes the sun, it’s all the same“ erweisen sich als eher weniger schmeichelhafte Bestandsaufnahmen.

Das winterliche Konzept ihres Debütalbums hat das britische Duo hinter sich gelassen, da kann die Vorabsingle Parliament Hills noch so sehr auf die falsche Fährte führen: Als ausnahmsweise melancholisch und gefühlvoll der Bedächtigkeit fröhnende Nummer fällt diese (auch wegen austauschbarer R&B-Anleihen im exemplarisch simpel gebastelten Schlagzeugprogramm und den vorwarnenden „Ohohooo“-Pathos) schließlich nicht unbedingt aus dem restlichen Gefüge, knüpft aber stimmungsmäßig doch deutlicher und weniger repräsentativ an Funny Looking Angels an, als es Only Smith & Burrows Is Good Enough zu sonst einem Zeitpunkt seines bagatellisierenden Verlaufes tut.
Eben jenes Erstlingswerk zauberte vor einem Jahrzehnt ja eine weihnachtliche Zeitlosigkeit, die auch über die saisonale Gebundenheit hinaus fantastisch funktioniert. Doch seit 2011 hat sich einiges getan (drei bestenfalls durchschnittliche Alben ruinierten etwa die Diskografie der Editors, während Andy Burrows sich zumindest im sehr überschaubaren Kreis einen Namen als vielversprechender, aber doch mediokrer Solomusiker machen konnte – und sich deswegen beim wiederbelebten Duo-Gespann mit Smith nun die Leadvocals auch brüderlich teilen darf), weswegen sich die versammelten 37 Minuten (siehe auch das Plattencover) vom winterlichen, eher getragenen Ambiente verabschieden und sich für einen beschwingten, meist betont optimistisch aufgeladenen Sunshine Pop für sommerliche Tage entscheiden.

Was so auch zehn kurzweilige Ohrwürmer abwirft. Doch wie verdammt oberflächlich  diese unter einer kaum emotionalen Zugang oder keinerlei Tiefenwirkung erzeugenden könnenden Banalität ausgefallen sind, ist dann eine trotz überschaubarer Erwartungshaltungen eine ernüchternde Angelegenheit.
All the Best Moves eröffnet als flotter Gitarren-Pop mit seiner Aufbruchstimmung und dem überschwänglich Refrain die Ausstrahlung der Platte adäquat vorwegnehmend ebenso catchy wie übersättigend, auch wenn sich mit etwas Abstand eine wohlwollende Egalität einstellt: schmissige Hooks kann das Duo. Buccaneer Rum Jum baut dieses Spektrum mit Burrows als Zentrum anhand flapsige tänzelnder Bläser und unbekümmertem Geklimper aus, ist orchestral verführte Yacht Club-Musik in der Tradition von Jens Lekman, allerdings vollkommen berieselnd. Das flott beschwingte Old TV Shows – ein Hit! – gibt sich süßlich garniert und sonnig, kanten- und belanglos, aber den von Smith prätentiös inbrünstig aus dem Bauch heraus gestikulierend gecroonten Chorus bekommt man einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Was dann bei der Gelegenheit übrigens zwei markante Merkmale der Platte unterstreicht: Wo die Strophen oft eindruckslos vorbeiplätschern, bleiben die Refrains meist sehr herzeigbar und auch latent aufdringlich hängen; musikalisch hinterlässt Only Smith & Burrows Is Good Enough dabei allerdings betont keinerlei Eindruck, das Album bleibt aus inszenatorischer Sicht (selbst wenn ein Bottle Tops mit elektropoppigen Wave-Elementen und Oompa Loompa-Schwofen liebäugelt) vollkommen gesichtslos und greift ohne individuell erinnerungswürdige instrumentale Ideen nahezu ausnahmslos über seine zwingenden, extrem profesionellen Gesangslinien, Vocals und Harmonien.

Auf diese Weise ist Only Smith & Burrows Is Good Enough sehr kompetent in seiner Wirkungsweise und bietet sich auch immer wieder als Alternative zu den schwächsten Momenten von Coldplay an. Spaghetti zeigt einen seelenlos-uninspirierten Beat, die Akustische und das Klavier streuen egale Melodien, Smith singt, als würde er rappen, passenderweise von Spaghetti. I Want You Back in My Life lebt dagegen einzig von der einkehrend zurückgenommen Schönheit seines absolut betörenden Pre-Chorus, ist abseits davon aber ein Ventil für alles, was im kitschigen Plastik-Massen-Pop-Markt falsch konstruiert sein kann. Too Late will mit einer ähnlichen Gospel-Affinität ein erhebendes Gemeinschaftsgefühl mit der affektiert zum Himmel gestikulierenden Brechstange erzeugen. Understatement geht anders.
Trotzdem zeigen all diese Songs im Kern das Können von Smith & Burrows, wenn auch nicht gerade ihren Geschmack oder die Zuversicht, ihrer Hörerschaft Herausforderungen zumuten zu können. Frustrierend ist das Zweitwerk dennoch nur, wenn sich die Kompositionen unausgegoren in ihrer Unverbindlichkeit suhlen. Dann zeigt das vorwärts schunkelnde Almee Move On schnulzige Tendenzen und als geschmeidiger Clusterfuck keine Konsequenz (die 80er-Patina mit ihren Klischee-Saxofon bleibt leider ebenso nur Andeutung wie der Chor) im reizlosen Tempowechsel, bevor das grotesk schnipsende Straight Up Like a Mohican aus einer hicksendes Stammesgesang-Unannehmlichkeit und einem händchenhaltenden Allerwelts-Refrains zusammengeschraubt ist. Auch wegen dieser schwachen Schlussphase ist die unerwartete Rückkehr des Duos zwar nicht good enough, aber durch Smiths Stimme und den nahenden Frühling vor Augen schon sehr okay.

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