Sonic Demon – Vendetta

von am 2. August 2021 in Album

Sonic Demon – Vendetta

Sonic Demon machen auf ihrem Debütalbum Vendetta wenig, um sich aus der Masse der Heavy Psych-, Acid Fuzz- und Proto-Doomer abzuheben. Damit fahren die Italiener allerdings erstaunlich gut. 

Selbst das, naja, zumindest ansatzweise exotischste Element (nein, natürlich nicht Alleinstellungsmerkmal) von Sonic Demon – die Nationalität von A. (Guitars, Bass, Vox, Pedals) und P. (Drums, Percussions, Destructions) – hinterlässt keine unbedingt individuell aus dem Trademark-Sound, auf den das Genre und die Szene abonniert ist, aufzeigenden Eigenschaften: Wer Vendetta als absolut nicht aus dem restlichen Muster fallende Veröffentlichung auf Majestic Mountains hinter dem Witch Doctor-Outfit kauft, weiß praktisch ungehört, was ihn erwarten wird.
Dass geht klar, weil das Duo in seiner Epigonen-Rolle so automatisch das richtige Gespür für die vorauszusetzende Ästhetik und Attitüde hat, viel wichtiger noch aber auch die notwendigen Ambitionen zeigt, um zwischen Kollegen wie Devil’s Witches oder Mephistofeles die primären Einflüsse minimal zu verschieben. Hin zu Electric Wizard, aus der Perspektive von Motörhead, Hawkwind, Guitar Wolf und Monster Magnet.

Der kompetente Strom aus Fuzz, Psychedelik und Heaviness taucht dabei immer wieder in eine explizit garstige Unterwelt ein, ohne in okkulter Pastiche zu versinken und demonstriert schon im eröffnenden Black Smoke die Zuverlässigkeit des italienischen Doppels, das in jedem Augenblick mehr Wucht und Druck erzeugt, als es die Minimalbesetzung vermuten ließe. Knorrig und trocken, tripping und saftig knarzend rocken Sonic Demon mit einem breitbeinig abgehangenen Feeling und noisig verzehrten, herrlich rohen Vocals aus der Garage. Das Solo inhaliert Freiheit und Outlaw-Geilheit, der Rhythmus treibt um prototypische Riffs und vertraute Szene-Melodien.

Damit ist der MO endgültig definiert, es folgen Gewichtsverlagerungen und dezente Adaptionen des Musters. Revenge steht enger und drückt mit Lemmy als Leitstern auf das Gaspedal, keift immer wieder besonders dämonisch und ballt hinten raus mit geschlossenen Augen die Fäuste, während Fire Meteorite nebulöser entrückt beginnt, bevor die Sache auf Schiene läuft. Cosmic Eyes mäandert über neun Minuten als Herzstück und zurückgelehnter Space-Jam, auf den FreakTrip unmittelbar danach wie ein frisches Durchpusten der Gehörgänge wirkt und Hxxn als relaxter Trip instrumental in die kosmisch-mystische Lavalampe blickt.
Per se aufregend ist das selbst mit Genre-Fanbrille nicht wirklich, dafür aber verdammt befriedigend und unterhaltsam, bis auf leichte Längen hinten raus zudem kurzweilig. Außerdem bleibt stets der Eindruck, dass Sonic Demon ihr Potential zukünftig noch eindrucksvoller destillieren werden. Denn mag das Songwriting auch die wirklichen Highlights vermissen lassen, werden die optimistischen Prognosen, die A Thousand Suns und die Doom 2020 EP erzwungen haben, durch Vendetta doch bestätigt. (Und wer den physischen Release der Platte rund um Neujahr verschlafen hat, bekommt jetzt, zum Zeitpunkt dieser verspäteten Review, übrigens die Gelegenheit, sich ein Exemplar aus der zweiten Vinyl-Tranche zu sichern.)

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