Terrace Martin & Denzel Curry – Pig Feet⁣

von am 23. Juni 2020 in Single

Terrace Martin & Denzel Curry – Pig Feet⁣

Terrance Martin versammelt Denzel Curry und Daylyt sowie Kamasi Washington, Britney Thomas und G Perico, um mit Pig Feet einen der wahrscheinlich wichtigsten Hip Hop-Tracks des Jahres vorzulegen.

Das liegt einerseits daran, dass (sofern sich dies mit einem nicht nur kontinentalen Abstand überhaupt attestieren lässt) nach den rund um den Mord an George Floyd ausgebrochenen Protesten kaum ein anderes Statement zum systematischen Rassismus und Polizeigewalt (in den USA) mit derart viel Momentum auf den Punkt findet. Andererseits aber auch daran, dass Martin Pig Feet Qualitäten auf den Leib schneidert, die die drei Minuten und sechzehn Sekunden zumindest im Ansatz durchaus wie einen modernen Klassiker klingen lassen.

In der von Thomas und Perico gesponnen Rahmenhandlung („They shot him, they shot him/ Oh my God, he didn’t even have a gun!“) entsteht ein Track, der durch seine enorme Dringlichkeit und jazzigen Texturen (unspektakulär, aber im tollen Kontrast zum unheilvollen Moll-Piano: Washington) gefühlt in die Fußstapfen von To Pimp a Butterfly (2015) tritt, gleichzeitig aber auch organisch nach vorne getrieben wie eine atemlose Melange aus den analogen Roots-Tugenden und den Lehren von Public Enemy oder A Tribe Called Quest anmutet, zu einer regelrechten 70er-Blaxploitation-Dramatik inhaltlich voller Reminiszenzen auch Snoop Dogg („Murder was the case they gave us/ Manipulate the system so the prison could save us, ayy/ Nothin‘ can save us„) und Nas („You tell me life’s a female dog, well I’m perverted/ Go to jail and get murdered„) mitnimmt – auch wenn Pig Feet in all der Euphorie um den Track auch das geniale Quäntchen fehlt, der aus dem Stück dann tatsächlich eine solch visionäre Initialzündung machen würde, wie es die Referenzen im Idealfall dann eben sind.
Als zeitaktuelle Bestandsaufnahme mit Sprengpotential funktioniert die Single jedoch absolut zwingend. Denzel Curry liefert immerhin (fast schon zu motorisch) wie gewohnt vor Energie strotzend ab, den eigentlich furiosen Triumphzug liefert jedoch Daylyt in absoluter Hochform: „Y’all sleep, y’all don’t see how the image changed/ ‚Member the times, nigga/ I’m here to remind niggas we kings“. Auch wegen Zeilen wie dieser wird man wohl über 2020 hinaus verdient nicht um Pig Feet herumkommen.

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