The Kills – Little Bastards

von am 16. Dezember 2020 in Compilation

The Kills – Little Bastards

Um ihr zwanzigjähriges Jubiläum zu feiern, veröffentlichen The Kills auf Little Bastards zwanzig B-Seiten, Compilation-Beiträge und Raritäten aus den acht Jahren von 2002 bis 2009.

Wo die restlichen zumindest sieben Jahre bis zum jüngsten Studioalbum Ash & Fire geblieben sind, muß man sich alleine deswegen nicht fragen, weil auch zahlreiche Songs aus der von der Sammlung an sich abgedeckten Zeitspanne fehlen. Anspruch auf Vollständigkeit stellt Little Bastards – benannt nach der gleichnamigen, den kargen, trockenen Sound des Garage-Revival-Duos durchaus prägenden Drum-Machine – also keinen, was natürlich schade ist: Viele tatsächliche Schmankerl mit obskuren Seltenheitswert wird man weiterhin nur anderswo finden, wohingegen eine eher willkürlich ausgesuchte Nummer wie Love is a deserter in der (xfm session)-Version an sich nicht relevant gewesen wäre.

Während man sich sich die versammelten 66Minuten also eher wie ein subjektives Best of an Non-Album-Songs vorstellen darf, muß sich Little Bastards nur den Vorwurf gefallen lassen, dass vieles hier nahe an Songs wandert, die man so ähnlich von Keep You on Your Mean Side (2003), No Wow (2005) sowie Midnight Boom (2008) kennt (aus ästhetischer Hinsicht freilich sowieso, aber auch kompositorisch mit einigen Déjà-vu-Melodien und Hooks), ohne jedoch restlos das Niveau dieses Hauptwerkes zu erreichen.
Was allerdings Jammern auf hohen Niveau ist, denn auch so geben sich auf Little Bastards vom schmissigen Ohrwurm und Opener Superpowerless weg absolut klasse Nummern aus der Zeit vor dem Paradigmenwechsel Blood Pressures (2011) die Klinke in die Hand.

Night train scheppert pulsierend catchy und Half of us wird, von einem absurd billig nach Keyboard- Click-Track klingenden Beat mit Jamie Hinds am Mikrofon immer scharfkantiger zum schroffen Duett mit Alison Mosshart. London hates you lotst seinen globalen Hass anschmiegsam zu einem betörenden Refrain, The search for cherry red ist abgedämpft verrucht und Magazine stampft als akustisch-schrammelnde Country-Anlehnung. Blue moon twistet nonchalant und das klackernde Run home slow ist einer dieser entwaffnenden Semi-Hits, bevor Weed killer am Gestell der Snare ziselierend frickelnd mit kantiger Attitüde den Sound zu öffnen beginnt.
Mit am besten sind trotzdem die Fremdkompositionen hier, weil The Kills einfach auch eine verdammt brillante Cover-Band sind. Nachzuhören beim archaisch galoppierenden Blues von Forty Four (Howlin’ Wolf), dem immer kakophonischer werdenden Sugar Baby (Dock Boggs), der absolut grandiosen Hypno-Pop-Schönheit in Schräglage I Call it Art (Serge Gainsbourg), sowie Jay Hawkins’ I Put a Spell on You, das man (an sich längst zu Tode gecovert) erst einmal derart originär – und auch: sich absolut zu Eigen machend – zustande bringen muß.

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