The Murlocs – Bittersweet Demons

von am 5. Juli 2021 in Album

The Murlocs – Bittersweet Demons

Ohne sich mit King Gizzard (trotz deren ungebremster Veröffentlichungswut) im Tour-Dauerstress zu befinden, können Ambrose Kenny-Smith und Cook Craig dem fünften Murlocs-Album Raum und Zeit geben: Bittersweet Demons lehnt sich dort zurück, wo The Men, The Raconteurs und die Cold War Kids von Lennon und Nilsson gelernt haben.

Zwar starten The Murlocs die Motoren mit dem unaufgeregten Highway-Rock des schmissig und kurzweilig abholenden Openers Francesca noch ansatzweise so zügig wie gewohnt. Doch werden sich im weiteren Verlauf  eigentlich nur noch ein salopp-beschwingt knödelndes Illuminate the Shade sowie das melancholisch beginnende, smooth und weich ausgelegte, seine Dynamiken dann aber über dünne Synth-Berge hüpfen lassen No Self Control (das Geschwindigkeit und Ausrichtung genüsslich ändert, bevor sich die Gitarren hinten raus zur breiten 70-Front türmen) dezidiert aus dem Midtempo entfernen: Bittersweet Demons gibt sich generell ruhiger und balladesker als seine Vorgängeralben, atmet durch und sortiert sich neu, pflegt seine unterschwellige Psychedelik aus der Garage hinaus in den Blues wandernd mit einer unspektakulären Nonchalance.

Zumeist am Piano geschrieben hinterlassen die reif ausformulierten Kompositionen mit all ihren eingängigen, unaufdringlichen Melodien mit viel Charisma Eindruck. Mal ist es der immanente Bass-Groove, der neben der lässig-sommerlich abgehangenen Atmosphäre besonders einnimmt, dann stellen Stücke wie das ausgegrabene Skewiff (so nahe können Nostalgie und Aufbruchstimmung beieinander stehen) und Limerence (das praktisch im Alleingang klärt, warum Ambrose hier von „beinahe romantischen“ Songs spricht) die Mundharmonika in eine Hauptrolle und wirken wie Einstiege von 60er Helden in ihre 80er-Phase. Kleine Ohrwürmer wie das klimpernde Dangerous Nature, aber auch das absolut famose Titelstück, das gelassen-kompakte Skyrocket oder das countryesk zum Solo findende Eating at You passieren zwar wie zufällig, offenbaren jedoch alleine über die textliche Seite der Platte die nötige Tiefe, um nicht in den Hintergrund zu plätschern.
Selbst wenn mit der getragenen Größe von Misinterpreted ein kleines Juwel aus der Zeitkapsel Bittersweet Demons beendet, für das manche Kollegen wohl heimlich töten würden, wird man insofern wohl weiterhin eher über die Umtriebigkeit von King Gizzard sprechen – doch The Murlocs reklamieren sich hiermit (ihrem bisher untypischsten, aber womöglich auch stärksten Studioalbum bisher) allerdings endgültig einen Platz außerhalb des Schattens der prominenteren Quasi-Hauptband.

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