The Streets – None of Us Are Getting Out of This Life Alive

von am 14. Juni 2020 in Album, Sonstiges

The Streets – None of Us Are Getting Out of This Life Alive

Mike Skinner lädt sich auf seinem Comeback als The Streets auf None of Us Are Getting Out of This Life Alive für jeden Song eine neue Partie an Gästen ein – manchmal namhafte Prominenz, meistens aber Newcomer.

In beiden Fällen, um es gleich eingangs vorwegzunehmen, führt dies auf (dem nominell nicht als reguläres Studioalbum, sondern als Mixtape geführten None of Us Are Getting Out of This Life Alive) zu bestenfalls durchwachsenen Ergebnissen, wenn die Kooperationswut von Skinner in der Regel bedeutet, dass der 40 jährige leidlich inspirierte Autopilot-Bars in den Strophen vom Stapel lässt, während die Features für Hooks und Refrains zuständig sind – meistens mit der bis zum Erbrechen repetierten Brechstange.

Was bleibt da also – im positiven oder negativen – abseits viel mediokrer, austauschbarer Langeweile in einem inkohärenten Sammelsurium aus kaum tiefgründigen Texte und faul gepfuschter Beat-Bagetellen hängen, wenn offenbar niemand niemandem etwas beweisen will, keiner hungrig ist?
Call My Phone Thinking I’m Doing Nothing Better klingt wie der sehr okaye The Streets-Remix einer melancholisch aus dem Piano klimpernden B-Seite von Tame Impala mit viel zu frontal produziertem 08/15-Rhythmus, durchaus catchy, aber vollkommen entwicklungsresitent. Das holprige Titelstück erzeugt mit den Idles im schleifenden Zeitlupen-Rücken einen durchaus hüftsteifen, schwerfälligen Charme, bevor das bouncende I Wish You Loved You as Much as You Love Him (mit Donae’o und Greentea Peng) auf halben Weg zur Dancehall-Lounge trotz frischer Ambitionen seltsam altbacken und nervig anmutet. Das gepresst zappelnde Eskimo Ice (mit Kasien) könnte dagegen lieber ein Bastard aus der Grabbelkiste von Mr. Oizo sein, und Same Direction will mit Jimothy Lacoste beinahe zum Trap, scheitert daran aber zumindest weniger unausgegoren als das Soul-Missverständnis Conspiracy Theory Freestyle mit Rob Harvey. Ein I Know Something You Did (Jesse James Solomon) scheint geradezu sedativ zu dösen, wie auch The Poison I Take Hoping You Will Suffer mit Oscar #worldpeace ohne Energie mäandert.

Einiges hier hätte mit mehr Feuer und Hunger vielleicht durchaus Potential gehabt, die an sich interessante Prämisse der Platte auszuloten. Das gelungene Falling Down (mit Hak Baker) hat etwa eine optimistische Piano-Linie und einen guten, weil umständlichen Beat, doch wollen die einzelnen Bausteine kein wirklich zwingendes Ganzes ergeben; und ausgerechnet das flotte Take Me As I Am (mit Chris Lorenzo) zeigt dann vollends deplatziert als Closer ein bisschen groovenden Tatendrang im Windschatten von Don’t Mug Yourself.
In Summe markiert None of Us Are Getting Out of This Life Alive als Schatten seiner Selbst damit weniger die Freude über das Comeback von Skinner, als vielmehr die (sogar zu reizlos und eher langweilig inszeniert, um das Ergebnis tatsächlich ärgerlich oder schlecht zu finden, aber) ernüchternde Bestätigung der These, dass The Streets nach einem überwältigenden Debüt-Meisterwerk nur noch wenig relevantes zu sagen hatten, schon gar nicht auf Albumlänge – selbst wenn diese mangels einer stringenten Idee oder Struktur dreist unter dem Mixtape-Schutzmantel firmiert.

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