These New Puritans – The Cut (2016 – 2019)

von am 22. Februar 2020 in Compilation

These New Puritans – The Cut (2016 – 2019)

These New Puritans räumen mit The Cut (2016 – 2019) die Phase rund um ihr viertes Studioalbum Inside the Rose auf und kanalisieren damit nicht nur veröffentlichungstechnisch ihre innere Coil-Leidenschaft.

Leider ist die Sammlung aus Outtakes, alternativen Songentwürfen, unveröffentlichtem Material, orchestralen Intermezzi und Remixes physisch nur als aus 500 Stücke limitierte CD-Auflage erhältlich. Dass diese Version der Compilation beinahe ausverkauft ist, sollte zwar primär Sammler und Fans tangieren. Doch nicht nur für den harten Kern der Anhängerschaft der Barnett-Brüder gibt es in diesem fragmentarischen Potpourri einnehmendes zu entdecken.
Zwar spannen die kürzesten, oft nur wenige Sekunden langen Stücke von The Cut (2016 – 2019)Infinity Vibraphones Postlude, Anti-Gravity Piano Mirror, New Fire, Angels Brass Canon, Where the Trees are on Fire Phone Note, das düstere Intro Tape [Live 2019] Part I und dessen choral erlösender zweiter Part – als ziellose Interludes mit reichhaltigem E-Musik-Szenario und Stimmungsbilder vordergründig die Atmosphäre rund um den Wirkungskreis von Inside the Rose verdichten, ohne dessen Perspektiven tatsächlich zu erweitern, doch sind sie der Fugenkitt zu durchaus essentiell angehauchten Variationen bekannter Stücke und artverwandter Exkursionen.

Das rhythmisch vertrackte The Mirage bimmelt etwas um einen fordernden Kinderchor, Infinity Vibraphones Orchestral Mirror erforscht die Pfade der regulären Version verlassend einen Klangraum im elegischen Spektrum noch weitläufiger, und auch Inside the Rose Orchestral Mirror wird später noch ergiebiger im klassischen Ambiente baden. Für das tolle If I Were You [Love at the End of the Human Age] finden sentimentale Streicher zum Trip Hop, zeigen eine Ahnung von Massive Attack mit Bläsern, doch manifestieren These New Puritans in letzter Konsequenz doch lieber typisch percussionlastigen Artrock mit Chören aus der Steckdose, latent mäandernd.
Beyond Black Suns [Andrew Liles Ambient Mix] pflegt einen subtilen 80er-Anstrich und Sphinx in Pieces versucht seine neuen, beklemmenderen Arrangements mit einem sakralen Klimax zu kontrastieren, während Into the Trees [Ossian Brown Recomposition] aus der Clyclobe– und Coil-Ecke kommend nunmehr als dystopische Folklore im atonalen schnappenden Dudelsack/Saxofon-Fieber eine herrlich konsequente Haltung knapp vor der Radikalität einnimmt.

Spätestens über Stücke wie die flüchtig skizzierte Schönheit Angels Come Down oder A-R-P Piano Mirror wird dann aber auch deutlich, dass das versammelte Material vielmehr die Position unverbindlicher Optionen einnimmt, keinem übergeordneten Spannungsbogen folgen muß, sich frei und zwanglos bewegen kann – im positiven wie auch negativen.
Nur kurz vor dem Finale fällt The Cut aus seinem so nichtsdestotrotz durchwegs stimmig zusammengesetzten, homogen in seine verführerische Atmosphäre ziehenden Fluss: Where the Trees are on Fire [Maenad Veyl Remix] forciert mit seinem harten Drum and Bass-Beat einen Bruch, der sich entlang der zu drastischen Konturen zwar nach und nach an das restliche Gefüge anpasst, doch ist das nachfolgende Inside the Rose #MeToo Mix [Andrew Liles] als nervös-anstrengende Elektronik mit pseudo-futuristischen Effekten, pumpender Maschinerie und nervenden Samples ein Totalausfall als zu bemühte Herausforderung des hier über das Ziel hinausradierenden Current 93– und Nurse With Wound-Musikers.
Von den versammelten Remixes am besten gelungen ist am anderen Ende der Extreme aber sowieso Beyond Black Suns [Scintii Remix] als anmutig treibender, träumend-schwofende Tanz. Die Taiwanesische Sängerin und Produzentin verstärkt hier nämlich zwar einerseits ihre Rolle, die sie bereits auf Inside the Rose übernahm, bleibt dabei aber im Dienste des Songs an sich und eröffnet ihm so neue Facetten. Wegen kleiner Schätze wie diesem sollte man sich The Cut deswegen auch nicht entgehen lassen.

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