Unsane – Wreck

von am 20. März 2012 in Album

Unsane – Wreck

Von wegen ‚Ha Ha Ha‚: Spaßig sind die brodelnden 41 Minuten an harten Unsane-Tiraden auf Wreck wohl nur für all jene, die die Noiserock-Schönheit der Verderbtheit auch im klassisch bluttriefenden Cover erkennen.

Was ja bei jedem klar bangenden Metalhead spätestens dann der Fall sein sollte, wenn das erste tollwütige Trademarkriff keine zehn Sekunden auf sich warten lässt. Keine Frage: Unsane haben sich trotz dem Winterschlaf zwischen 2000 und 2003 zumindest im Untergrund Ihren nicht zuletzt dank ‚Scattered, Smothered & Covered‚ erarbeiteten Legendenstatus bewahrt, sind mittlerweile endgültig die besseren Helmet. Wo die zur Lachnummer verkommene Söldner-Institution um Page Hamilton in die Fettnäpfchen des Alternative Metal hat dirigieren lassen, stehen Unsane immer noch für Qualität ein. Dass sich das immer noch nicht in adäquaten Verkaufszahlen widerspiegelt, legt der Weg von Matador und Relapse über Ipecac bis hin zu Alternative Tentacles Records nahe, wo rechtzeitig zur Tour mit den Melvins das siebte Studioalbum der Band ausspuckt wird. Welche Plattenfirma da nun am Backcover prangert ist aber schlußendlich ohnedies bloße Nebensache – Unsane bleiben Unsane bleiben Unsane.

Im Gedanken kann abgehakt werden: Traditionell bluttriefendes Cover? Check! Monstergroove mit bis auf den Boden durchhängenden Basssaiten? Check! Knallhartes Schlagzeugspiel, direkt in die Rippen prügelnd? Check! Räudig umherstreunende Riffsalven mit Schaum vorm Mund? Check! Chris Spencers bestialisches, hysterisches Gebell jenseits der Dringlichkeitsgrenze beim Drink danach? Check! Bedingungsloser Rock mit mehr Noise als Helmet je gehört haben, ranziger Metalkante und null Kompromissbereitschaft? Check!
Alles da also. Und wirklich: ‚Wreck‚ ist durch und durch ein weiteres hundsgemeines Unsane Werk geworden, die Stärken der Band eiskalt bedienend. Die klaustrophobisch dichten Stücke kriechen vom angepissten Hardcoreduktus bis hin zum walzenden Bluesriff im Metalgewand, transportieren urbane Wucht mit unter der Oberfläche brodelnden Aggressivität und unterdrückter Raserei, erbarmungsloser Brutalität, die schmutzige Produktion erwürgt jede Schönheit.

In ‚No Chance‚ spielt die aufgeladene Mundharmonika den wahnsinnigen Todesblues, während sich die Band unnachgiebig durch Gitarrenschluchten und ausgebombte Strukturen wälzt, gnadenlos und erbarmungslos, der malmende Sound sucht seinesgleichen. Da heult die Leadgitarre in ‚Pigeon‚ unheilschwanger wie eine Kriegssirene im Totenreich, ‚Stuck‚ mutiert zum trügerischen Ruhepol mit weitem Schwung Richtung Mississippi und fettem Southern Alternative Rock in der Faust, bevor ‚Ha Ha Ha‚ mit manischem Lachen den Humor im skrupellosen Sludge sucht. Die vielleicht einzige Überraschung auf ‚Wreck‚. Und nicht einmal die hätte es gebraucht. Wer so sehr an seinem Stil gearbeitet hat, darf sich auch weiterhin auf seine herausragenden Fertigkeiten konzentrieren. Anderen Bands könnte man es zum Nachteil auslegen, wenn ein aktuelles Album so klingt, als hätte es auch vor zehn Jahren aufgenommen worden sein können. Für Unsane ist dies nur ein weiterer Qualitätsnachweis.

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