Various Artists – Vigor Reconstruct: A Benefit For The Soroka Family

von am 7. Oktober 2020 in Compilation

Various Artists – Vigor Reconstruct: A Benefit For The Soroka Family

Auf Vigor Reconstruct: A Benefit for the Soroka Family versuchen 35 befreundete Bands dem Gründer von Vigor Deconstruct (respektive Kopf von Tchornobog, Drown oder Aureole) mit dreieinhalb Stunden exklusiver Musik aus dem Atmospheric Black Metal-Untergrund finanziell unter die Arme zu greifen.

Markov Soroka’s father suffered a severe heart attack earlier this summer and, though he survived, was left without a job nor insurance in the wake of such tumult. Now the Soroka family faces at least $66,000 in medical bills. It is our hope that this compilation, featuring some of the very best of the metal (and beyond) underground, will help ameliorate some of the financial woes which they face. We have all been touched by Markov Soroka’s art in one way or another — be it their work as Aureole, Drown, Krukh, Tchornobog, or any of their other artistic endeavors. We owe a lot to Markov, and now it’s time for us to give back.Und die Szene zahlt Soroka seine Verdienste ebenso quantitativ ergiebig, wie qualitativ aufzeigend zurück.
Dabei gestaltet sich der Einstieg eher weniger spektakulär. Markov Song VII (von Adrasteia) entwickelt zwar trotz dilettantischer Drums und generischen Riffs als LoFi-Rauschen mit klerikalem Gesang und dünnem Keyboard einen atmosphärischen Charme, bevor Gap ginnunga (von Äkth Gánahëth) eine gefinkeltere Gitarrenarbeit und mehr Midtempo addiert. Doch ist das ein solider, aber nicht unbedingt essentieller Genre-Baukasten – und eine (meinst Black Metallische) Basis, auf der selbst die schwächeren Beiträge des ausfallfreien Sammelsuriums ihre Kompetenz beweisen.
Danach aber zeigt vieles in der Spannweite aus unveröffentlichtem Material, Neubearbeitungen und Cover-Songs auf.

Das brillante The Judge (An Evening Redness) steigt etwa mit sehnsüchtiger Country-Mundharmonika vom Lagerfeuer in den betörenden, klaviermelancholischen Space-Ambient auf und landet letztendlich in der Symbiose. Our Father Who Eats His Young (Book of Sands) verstört durch gespenstisch-psychotische Schattierungen, in Emi Sakura (Demo) suchen Caïna mit Klargesang, schüchternem Gitarrengeplänkel und sanft aufgeräumten Groove die Kontrast-Karambolage in die garstige Wall of Sound, während Unanswered (Déhà) seine shoegazende Sehnsucht im Gitarrenkosmos eine wuchtig leidende, von Blastbeats zerfressene Heaviness finden lässt. Standing Stones (Demo) von Ghostbound liebäugelt als instrumentales No Wave-Gerüst mit dem Sound der 80er und The Cure, The Five Will Ride At Dawn (Morgul Blade) so episch und true angehaucht hingegen mit der melodisch triumphierenden NWOBHM. Necromancer of… 1923 (Old Nick) klingt wie minimalistischer Punk mit Blackened Crust-Ästhetik als würde es nicht nur seine kinder-albtraum-gerechten Melodien aus dem billigsten Keyboard der Unterwelt ziehen.
Die Funeral-Instanz Esoteric lässt dem Klassiker Dissident mit Remixed/Remastered-Zusatz die Möglichkeiten modernerer Soundtechniken angedeihen und Blood Moon Lunacy (Re-recording) zeigt, warum der Dauerveröffentlicher Lamp of Murmuur kein Geheimtipp im kristallin ausstaffierten Black Metal-Zirkus mehr ist.

Artificial Evolution (Sallow Moth) greint zu Metalcore-tauglicher Essenz in der DNA und Eunuch von Sovereign brütet am Hardcore. I love you too much to let you near me ist ein typisch hypnotischer Ambient-Noise-Limbo von Primitive Man Ethan Lee Carthys Alter Ego Many Blessings, II (René Aquarius) dazu passend eine kultisch lauernde, minimalistische Trance im Suspence-Tempel, bevor All of Our Maps are Lost in the Wind ein glorreiches Jahr für Spectral Lore unter dem verrauschten Schleier des Äther wattiert, körperlos, mit ballernden Drums und postrockigen Tremolo-Welten, so unwirklich, märchenhaft und sanft.
Our Concrete Sepulchres ist dagegen ein vollends aus dem Rahmen fallender abstrus-gutturaler Synthwave-Club von Fetters, der in dieser aus dem Rahmen fallenden Konsequenz nur vom synthetisch pumpenden Darkthrone-Cover Transilvanian Drifter von Nocturno Volvo radikalisiert wird.
Völlig anders, aber ebenso stark gerät die Tori Amos-Verneigung Winter von Höstblod, an der Akustikgitarre mit sanftem Dark Folk-Rhythmus, bedrücktem Klargesang und später auch Violinen und Klavier – ein bisschen so, als würden Live in der 90er-Jahren ein Unplugged-Konzert geben. Das Profanatica-Cover Spilling Holy Blood von Krieg lebt von seiner dreckigen Abwesenheit von Sauberkeit, Panopticons Interpretation von King’s XPleiades ist halb verhuscht und breitbeinig, halb klerikal postmetallisch flimmernd. Noch stellarer sind die Texturen von Cosmic Keys To My Creations And Times – der Emperor-Song ist einer der beiden Beiträge von Mare Cognitum. Der bessere ist jedoch Emerald – eine Thin Lizzy-Komposition, die mit dem covererprobten Trevor Strnad von Black Dahlia Murder zu einer tackernden High Speed-Version gerät.
Hinten raus gibt es durch die beschwörend hämmernde, melodisch hyperventilierende  BarthoryVerneigung Baptised in Fire and Ice vom Gespann Weald und Woe noch eine Kooperation, bevor die Band aus Philadelphia mit dem relativ konventionellen The Din und seinem starken Finale auch noch im Alleingang besticht, wo mystische Klangwelten wie La Inexorable Amargura En La Existencia (Ühtceare) so verdammt viel zu entdecken bieten. Glänzen mag dabei nichts – aber nur, weil so verdammt viel Metal-Gold ist aus der Finsternis der karitativen Breitseite Vigor Reconstruct: A Benefit For The Soroka Family zu schürfen ist.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen