Wheel – Preserved in Time

von am 14. April 2021 in Album

Wheel – Preserved in Time

Auf Preserved in Time, ihren ersten Album seit acht Jahren, liefern die Dortmunder Doomer von Wheel mehr als nur ein routiniertes Methadonprogramm für Anhänger von Bands wie Pallbearer, Khemmis, Fvneral Fvkk oder Crypt Sermon.

Was so aufgrund der Klasse der genannten Kollegen irgendwo ja ohnedies bereits als Kompliment zu verstehen wäre, griffe im Falle des dritten Studioalbums – aufgenommen übrigens in Eigenregie im bandeigenen Rehearsal Space – von Wheel dann doch zu kurz.
Zwar eröffnet gleich At Night They Came Upon Us mit einem so unbedingt kompetenten Riff aus dem Kanon des Genres und zelebriert alles ansatzlos, was man am Traditional Doom lieben kann – so kraftvoll und wuchtig und majestätisch ausgebreitet, wobei eigentlich der herrlich knarzig schabende Bass-Sound das heimliche Highlight darstellt, während der Gesang von Arkadius Kurek eingangs noch ein wenig hüftsteif anmuten kann, sich dann aber über seine schwelgende Stärken der Candlemass’schen Lowe-Schule bis zu den Höhen von Maiden und Dio sehnt.
Schon hier aber beginnen Wheel ihr Spektrum immer wieder zu öffnen und auszubreiten, mit kleinen variablen und Nuancen für Kurzweiligkeit im verinnerlichten Handwerk zu sorgen.

When the Shadow Takes You Over bäumt sich zurückgenommen und weicher in Ruhe auf, mit Wohlwollen kann man vage Schattierungen von Elementen aus Americana und der Psychedelik erkennen – keine Pastiche, aber doch zu konsequenzlos. Gewichtiger ist es schon, wenn After All sich zum Epic Doom orientiert und She Left in Silence dort geduldig stampft, um seine Gitarren von der Leine zu lassen. Aeon of Darkness holt den spacigen Western auf den Boden der Tatsachen und schleppt sich heroisch voran, nimmt phasenweise relativ flott Tempo auf und rezitiert hinten raus düster, während das kompakter stehende Hero of the Weak erst mit Death-Growls konterkariert wird (übrigens als einzige der an dieser Stelle prolongierten Facetten, die man auf jeden Fall so wahrnehmen muß) und dann dichter malmt – dazu kommt die stark geklaute Gesangslinie, die wie eine hymnische 80er Powerballade auftritt.

Deren Stärke ist übrigens ebenso exemplarisch, wie die Tatsache, dass Preserved in Time mit Daedalus in Form eines rundum soliden Schaulaufes beendet wird, der das makellose Songwriting der Band ebenso zelebriert, wie er den Mangel an jedweden Genie unterstreicht.
Preserved in Time  ist eine Platte ohne Ausfälle, aber eben auch ohne Ausbrüche nach oben ins herausragende; niemals auch nur ansatzweise langweilig, aber kaum wirklich begeisternd. Auch ohne überlebensgroße Hooks und ikonische Melodien liegt der Standard hier allerdings grundlegend auf einem Niveau, von dem viele Konsorten gerade nach acht Jahren Pause nicht zu träumen wagen. Zeitlos konserviert passt da insofern schon ziemlich gut.

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