White Ward – Debemur Morti

von am 18. Juli 2021 in EP

White Ward – Debemur Morti

White Ward gehen den Weg von Love Change Failure (2019) weiter und spendieren mit Debemur Morti dem gleichnamigen Label aus Frankreich ein würdiges Jubiläums-Release.

In Embers, das zur ersten Hälfte stimmungsvoll im Piano-Ambient wandert, seinen Noir Jazz so düster und unheilschwanger wie zugänglich und barrierefrei konsumierbar in die Richtung von Les Revenants lenkt, bevor die zweite Hälfte im rasenden Blackgaze explodiert, pflegen die Ukrainer vor allem jene Trademark-Essenzen ihres Sounds, der sie gerade mit dem jüngsten Studioalbum vor knapp zwei Jahren einer breiteren Szene-Aufmerksamkeit aussetzte. Das funktioniert und ist per se wohl auch der rundete der beiden Songs von Debemur Morti – allerdings eben auch sehr komfortabel auf der sicheren Seite (und auch ohne evolutionäre Überraschung) gezimmert, ohne an dem Material von Love Change Failure vorbeizukönnen.

Interessanter, wenngleich kompositionell zerfahrener, ist der Titelsong. Über ein kurzes atmosphärisches Saxofon-Intro kommt der Opener schnell zum Punkt und ballert mit energischem, kraftvollen Blastbeats fauchend – wagt dann aber durch einen pathetischen Klargesang von Gast Lars Nedland (Solefald) in der Gestik von System of a Down ab Minute Viereinhalb polarisierendes: gewöhnungsbedürftig, aber funktionierend.
Dass sich der Song knapp eine Minute später jedoch komplett ausbremst, ein Film-Sample zu loungigen Geklimper, Saxofonschwülstigkeiten und Besenschkagzeug bringt, wirkt trotz der ästhetischen Kohärenz wie eine kompositionell gar willkürliche Kurve – bis der Alternative-Gesang wieder übernimmt, die Stimmung verletzlich einrahmt und zum beinahe thrashig nach vorne scheppernden Finale überleitet – in dem letztendlich wieder tackernde Rhythmen verabschieden. Das ergibt ein etwas unausgegorenes Kaleidoskop aus Standard-Elementen und neuen Perspektiven, die, wenn sie denn in ein schlüssigeres Songwriting übersetzt werden können, durchaus zusätzliche Spannungen für Album Nummer 3 versprechen.

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