Wildlights – Wildlights

von am 18. September 2015 in Album

Wildlights – Wildlights

Im Verbund mit dem Thunderlip-Drummer Johnny Collins findet ASG-Frontmann Jason Shi eine neue Freiheitsliebe und Leichtigkeit in seinem hardrockenden Sludge-Metal, die ‚Blood Drive‚, dem 2013er- Album seiner Stammband, dann doch irgendwo abhanden gekommen war.

Es würde ‚Wildlight‚ im Gesamten definitiv Unrecht tun zu behaupten, dass sich die besten Szenen der Platte erst nach dem Closer ‚Big Frontier‚ abspielen, wenn Wildlights ein jubilierendes Gitarrenmeer erst kompakt zusammenziehen, mit mühelos hinausgeschüttelten Hooks und dem wachsenden Perry Farrell-Tribute-Gesang über den groovendem Rock die enorme Kurzweiligkeit ihres Songwritings unterstreichen, nur um die Zügel danach plötzlich wieder locker zu lassen und den Rausschmeißer mit wehender Flüchtigkeit in die Wildnis aufzulösen.
Aber gerade hier kulminiert auch die enorme Griffigkeit des Duos noch einmal überdeutlich mit der imposanten, fast schon majestätischen Weite ihres Sounds und kurbelt mit assoziativer Kraft das Kopfkino an: In welche epischen Szenen hätte sich diese Basis noch steigern lassen? Wie sie diesen Ansatz wohl live umsetzen werden? In welche Sphären werden Wildlights hiernach in zukunft klettern?
Während man noch rätselt wohin das gar zu abrupt scheinende Ende gedanklich hinträgt, bleibt ohne Enttäuschung aber mit einer gehörigen Portion Abhängigkeit also vorerst nur der unabdingbare Druck auf die Repeat-Taste, um ‚Wildlights‚ wieder am Anfang zu beginnen. Aber vielleicht sollte man dann an dieser Stelle doch noch erst einmal erwähnen, dass Wildlights für die Ausbreitung des letzten Songs ihrer ersten Platte gerade einmal 155 Sekunden benötigen.

Zugegeben: Kürzer machen es Shi und Collins (mit einigen Aushilfen von Ex-Pornos for Pyros-Bassist Martyn LeNoble im Studio) auf ‚Wildlights‚ ansonsten nicht, weniger knackig wird die Sachlage dann aber auch nur selten: der von Matt Hyde (Monster Magnet, Fu Manchu, Slayer) produzierte Erstling der Band hat das selbe Suchtpotential, die selbe Hartnäckigkeit, Präsenz und auch Sportlichkeit, die die stilistisch natürlich sehr nahen ASG an den Tag legen, türmt darumherum die Gitarren aber höher auf und zieht die Tiefen weiter in den so thematisch immer wieder besungenen Ozean.
Wildlights platzieren sich so mit  unausweichlich mitreißenden Melodien, dem dynamischen Wechselspiel aus Ausatmen und Zupacken zielstrebig in einem Strudel aus der brutalen Catchyness von ‚[amazon_link id=“B0010V4U1S“ target=“_blank“ ]Win us Over[/amazon_link]‘, der zu übermannender Größe schielenden Sludge-Anteile von Baroness oder Taint, addieren mit den euphorisch in den Himmel greifenden Gesangslinien aber auch einen immanenten Zug hin zum Alternative- und Hardrock, der sogar darüber spekulieren lässt, ob die Stonerpopper von Torche so ähnlich wie Wildlights klingen könnten, wenn sie eine ähnlich ausdrückliche Vorliebe für Jane’s Addiction zelebrieren würden.

Das referenzielle Ausrichtung kulminiert entlang des ausfallfrei-starken Songwritings dann aber nicht nur wegen Jason Shi’s markanten Stimme und des für seine eigentlich spartanische Besetzung mächtig breitgefächerten Soundbildes in schlichtweg grandiosen Nummern. Wie dem überragenden ‚Part Of The Sea‚, das seine Strömung blitzschnell von Post-Metallischer Jam-Selbstfindung zu mörderisch groovender Heavyness und wieder zurück ändert, nur um einen hymnischen Refrain auszupacken, der keine Gefangenen nimmt. ‚Snow Song‚ ist dann zu gleichen Teilen ein über die angespannte Rhythmusarbeit psychedelisch hinwegwabbernde Mediation wie auch absolut unprätentiös eingefangener Ohrwurm. ‚Onward Upward‚ zermalmt seine flüchtige Schönheit mit würgender Zärtlichkeit, während das mit Effekten flirtende ‚Lions‚ mit seinem straighten Zug zum Tor kaum die Chance lässt zu den Nacken still zu halten (oder das Fade-Out ärgerlich zu empfinden) und das melancholisch pressende ‚Climb In The Throne‚ sogar Zeit für in den Postrock forschende Gitarrenpassagen hat.
Wo sich die Killertracks praktisch am Fließband stapeln, zündet ‚Wildlights‚ dabei nur auf den ersten Blick nicht immer gleich entschlossen: ‚Hellfire Forever‚ etwa erforscht erst die möglichen Ausritte von Mastodon in folkige Grails-Western-Landschaften, bevor die getragene Strophe nach und nach in einen galoppierenden Schlußpart gedrängt wird, sich der Song zwischen allen sich auftuenden Perspektiven zerreißt und der Platte zur Mitte hin androht mit dem dösenden ‚Pictures‚ etwas an Spannung und Wendigkeit zu nehmen. Tatsächlich weitern Wildlights hier aber auch den Fokus und schärfen damit die Fähigkeit ihres Songwritings, sowohl auf den ersten Moment hin zwingend zu wirken, wie dennoch vor allem eine stete Grower-Mentalität zu etablieren, die gleichzeitig die Gesamtdynamik variabel hält und über 42 Minuten kaum Schwächephasen zulässt: ‚Wildlights‚ zelebriert im manifestartigem Ganzen seine Atemlosigkeit und lässt dennoch genug Rückzugspunkte zur Einkehr, fesselt mit seiner Spontanität im Auftreten und seiner über viele Klangschichten gelegten Detailliebe, entwickelt sich zu einem mitreißenden, in vielen Facetten schillernden Wellengang voller hymnischer Ohrwürmer.
Einem, der nicht nur ungeduldig auf die weitere Zukunft von Wildlights selbst blicken lässt, sondern auch den nächsten Schachzug von ASG unter eine spannendere Ausgangslage stellt, als ‚Blood Drive‚ das tat.

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