Woods of Desolation – As The Stars

von am 21. Januar 2014 in Album

Woods of Desolation – As The Stars

Vorschnell werden Woods of Desolation mit ihrem dritten Album im Jahr nach dem triumphalenSunbather‚ wohl als erste Generation der Epigonen in der „Post-Deafheaven-Metal-Welt“ verankert werden, dabei ist der Sachverhalt wenn überhaupt mutmaßlich wohl genau entgegengesetzt einzuordnen. So oder so: mit ‚As the Stars‚ hat der Black Metal 2014 sein erstes Highlight serviert bekommen.

Wir erinnern uns: als Woods of Desolation 2011 aus ihrem großartige(re)n ‚Torn Beyond Reason‚ entließen, taten sie dies mit dem Geniestreich ‚Somehow…‚ und einem epischen Schlußpunkt der vollkommen ungeniert den Umweg über die finstere Beinahe-Midtempoballade nahm – während Deafheaven zur selben Zeit auf ‚Roads to Judah‚ noch ihre eigene Handschrift suchten, war die australische Bandfassade mit Gitarrist/ Bassist/Mastermind D als einzig ständiges Mitglied schon weiter draußen und deutlich formvollendeter unterwegs, vermittelte längst an der Grenze von Postrock und Black-Metal.
In den vergangenen knapp drei Jahren hatten sich nun viel verändert – und auch wieder nicht. D ist nach wie vor die einzige Konstante im rotierenden Lineup von Woods of Desolation, hat sich aber von Mitchell “Desolate” Keepin und Tim “Sorrow” Yatras getrennt und damit noch weiter von der Austere-Brutzelle gelöst, um den Rücken von einem kaum weniger Genre-erprobten Trio gestärkt zu bekommen: am Schlagzeug sitzt nun Vlad von Drudkh, Nazxul und Pestilential Shadow-Mann Luke Mills hat den Bass übernommen und Old from Drohtnung kümmert sich um das bestialisch growlende Gekeife.

Von der Ausrichtung bleiben Woods of Desolation auch in dieser Konstellation dem eingeschlagenen Weg treu: weitschweifende, geradezu melancholisch schwebende Melodien werden in aller Schönheit forciert, zwischen klassischen Black Metal Trademarks und den im zentralen Mittelpunkt des Mix stehenden dramatischen, ergreifenden Gitarrenwellen,  dahinter rasen Blastbeats und der furios aus dem brennenden Höllenschlund quälend und gepeinigt heulende Old. Immer wieder bremsen Woods of Desolation ihr mit ausgebreiteten Armen artikulierendes Meer für die stillen, verletzlichen Momente aus, nur um sofort darauf noch zwei Gänge intensiver mitzureißen. D hat eben ein immens treffsichere Gespür für enorm eingängige Riffs und prägnante Hakenschläge (alleine: das Finale von ‚Withering Field‚!), der Mann mit dem Faible für Akustik-Intros weiß zudem wie man kompakt arbeitet und trotzdem den direktesten Weg zur Hymne gehen kann, praktiziert zudem keinerlei Berührungsängste: die rein instrumentale Autobahn-Überholspur-Abfahrt ‚Anamnesis‚ und mehr noch der potentielle Ohrwurm ‚This Autumn Light‚ sind zwar mit den klassischen Mitteln des Black Metal artikulierte Nackenbrecher, letztendlich bewegt sich D jedoch vom Songwriting an sich gerne gar nicht so weit von Alternative Rock entfernt. Mehr noch: denkt man sich die sägende Gitarrenwand von ‚Ad Infinitum‚ weg landet man gar nicht so weit entfernt von Coldplay  Alcest.

Mitunter ein Grund weswegen ‚As the Stars‚ ansatzweise in vielerlei Hinsicht zur ähnlich genreübergreifenden, puristenfeindlichen Konsensplatte taugen würde wie ‚Sunbather‚. Denn um den sich aufdrängenden, letztendlich aber natürlich müßigen Vergleich weiter zu strapazieren: die an der selben Nahtstelle perfektioniert postierten Deafheaven hätten aus dem eröffnenden ‚Like Falling Leaves‚ und dem sogar noch besseren darauf folgenden, immer wieder neu Anlauf nehmenden und mit einer zwischen Dredg (!) und U2 (!!) heulenden Leadgitarre ausgestatteten Glanzstück ‚Unfold‚ eventuell einen einzigen überlangen Song gemacht (Woods of Desolation führen lieber die Geschlossenheit des Materials in kürzeren Dosen vor), abseits des Windschatten aus entsprechendem Hype und schickem Label aber wohl vor allem produktionstechnisch die klügere Entscheidung getroffen, weil sauberer agiert: auch wenn ‚As the Stars‚ keine zweite Soundmatchschlacht wie ‚Sorh‚ geworden ist, wäre der Platte und ihrem derart grenzüberschreitend veranlagtem Material ein etwas mehr auf Tonstudioqualität und weniger traditionell rauschende Lo-Fi Horrorwaldatmosphäre achtender Klang durchaus gut bekommen.
Letztendlich ändert jedoch auch diese kauzige Eigenart wenig an der himmelschreienden Pracht die Woods of Desolation hier in den besten Momenten strahlen lassen. Dass ‚As the Stars‚ generell nicht vollends an das Level von ‚Torn Beyond Reason‚ heranreicht? Geschenkt! Weil das Jammern auf konkurrenzarmen Niveau ist, und die Luft nach oben in den Höhen in denen sich Woods of Desolation weiterhin schwindelfrei bewegen eben ziemlich dünn ist.

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