André 3000 – 7 Piano Sketches

Dass New Blue Sun keineswegs allgemein mit einem solchen Wohlwollen aufgenommen wäre, hätte nicht André 3000 als Urheber für den Esotetik-Flöten-Ambient verantwortlich gezeichnet, bedingt für 7 Piano Sketches nun wohl eine zusätzliche (über?)kritische Schärfe in der Rezeption.
Alleine durch die Titelwahl der gerade einmal 16 Minuten dauernden Platte macht die Ex-Outkast-Hälfte kein Geheimnis um die Beschaffenheit der Veröffentlichung, holt aber vorsichtshalber dennoch auch noch mit ein paar Hintergrundinformationen aus: 7 Piano Sketches beinhaltet instrumentale Improvisationen an den Tasten, die der mittlerweile 50 jährige vor knapp einem Jahrzehnt in einem Haus in Texas („Das Haus, das mein Sohn und ich gemietet hatten, war völlig leer – nur ein Klavier, unsere Betten und Bildschirme“) überwiegend via iPhone und Laptop aufgenommene hatte, um sie als The Best Worst Rap Album In History zu veröffentlichen: „Es ist scherzhaft das schlechteste Rap-Album der Geschichte, weil es keinerlei Texte enthält. Es ist das Beste, weil es emotional am freiesten ist und ich mich persönlich am besten gefühlt habe. Es ist das Beste, weil es für mich wie ein Reinigen der Festplatte ist.“
Inwiefern der Hörer Freude an diesem Gag haben kann, sei dann aber auch mit dieser Vorwarnung dahingestellt: 7 Piano Sketches muss aufgrund seiner ungelenken Mechanik im Spiel einerseits in technischer Hinsicht auf eine ästhetisch einnehmende Wirkung verzichten, andererseits ist sie auf substanzieller Ebene bestenfalls langweilig.
In hotel lobby pianos nervt die plump repetierte Unsquare Dance-Variation sogar ziemlich, was so auch (ebenso für das Gelächter wie das Geklimper in) off rhythm laughter gilt, während es im potentiell vielversprechenden blueberry mansions nur ein schmaler Schritt vom ambitionierten, runden Ansatz in der Komfortzonen-Lounge zu einem komplett neben die Spur gesetzten Clusterfuck ist, und ein and then one day you’ll … gar nicht die Krücken der avantgardistischen Klassifikationen bräuchte, um dennoch Qualitäten zu zeigen.
Dass in i spend all day waiting for the night ausgerechnet ein 08/15-Drumbeat aus der Dose die Stütze für ein wenig Prägnanz bietet, ist bezeichnend: Mehr Konvention hätte André 3000 bei diesen ziellosen Spielereien gut getan, denn Kategorien wie Ambient oder Improvisation sind kein Freibrief für uninspirierten Müßiggang – man muß sie auch können.
Profundere Kritiker haben insofern also schon Recht: 7 Piano Sketches scheitert als fragmentarische Skizzen-Sammlung in einer willkürlich passierenden Abfolge von holprig umgesetzten Ideen immer wieder mit der Brechstange nicht nur an seinem eigenen Dilettantismus. Da kann man dieses von einem künstlerischen Standpunkt aus durchaus interessante, authentische Werk mit einem noch so ehrlichen Beipackzettel verkaufen.
Kommentieren