Bell Witch & Aerial Ruin – Stygian Bough: Volume II
Mag auch abermals Sir James Frazers Studie über Magie und Religion die Grundlage des zweiten Kooperation-Albums von Bell Witch und Aerial Ruin stellen, ist Stygian Bough: Volume II eigentlich doch vor allem ein organisches Praxisbeispiel über das Ankommen in Synergien.
Wo Teil 1 des Gemeinschaftsprojekts grundlegend wie ein Bell Witch-Album angelegt war, deswegen aber unausgegoren zwischen den Stühlen mäandernd die Ansprüche abseits seiner starken Klammer auf unterwältigend gute Weise nicht stemmen konnte, funktioniert Stygian Bought: Volume II nun praktisch in umgekehrt proportionaler Ausgangslage: Dylan Desmond und Jesse Shreibman arbeiten diesmal mannschaftsdienlich daran, das Hoheitsgebiet von Aerial Ruin als Basis zu stärken, stellen ihren MO zurück und trotzdem als Rahmenhandlung parat. Anstatt die Amplituden des Vorgängers exponierter auszudrücken, rücken die drei Musiker mit umgewichteten Fokus so auf einem kleineren gemeinsamen Nenner agierend enger zusammen, tragen den Folk mit ihrem Doom Metal geduldig und erhaben. Man agiert kompromissbereiter und ganzheitlicher, das personelle Ungleichgewicht der Parteien findet musikalisch seine Balance.
Nur noch Erik Moggridge singt, weich und zart, es gibt keine harsch growlenden Kontraste mehr, auch die Orgel-Teppiche ziehen sich zurück. Das Songwriting ist in diesen „Endless Waves“ runder, harmonischer und friedlicher, auch griffiger strukturiert – die Symbiose der beiden Parteien hat sich durch die Zurücknahme an Reibung und polarisierenden Spannungen so spürbar vertiefter. Stygian Bought: Volume II ist weniger das Zeugnis einer Kooperation als das Zusammenfinden einer Einheit.
Auf ihr wächst eine ernsthafte, subtile Schönheit meditativer Heaviness, deren erhebend wogende Melancholie geistesverwandt mit der Grandezza von Pallbearer ist. Elegisch schwelgen die bassinduzierten Läufe von Waves Become the Sky weg hymnisch, das umwerfende Schlagzeugspiel hält den harmonischen Schwermut so kraftvoll und präzise pulsierend an der Leine, verleiht ihm eine intrinsische Aufgewühltheit.
Die Einkehr von King of the Wood nimmt das getragene Tempo erst komplett raus, röhrt dann dickflüssiger und legt sich episch und elegant in die instrumentale Ader der Platte, geht ambient sinnierend in sich, so ruhig und bedächtig, absolut gefühlvoll um seine Sehnsüchte ringend, bevor das Finale vibriert – wie gedrosselter Black Metal. Der folkige Lagerfeuer-Einstieg im Highlight From Dominion bettet sich ausnahmsweise auf einen dezenten Orgel-Teppich, der Gesang schattiert somnambul, bis das Geschehen plötzlich massiver aufbricht und mit einer heroischer Größe samt phänomenalen Epilog beeindruckt. The Told and the Leadend fühlt sich dann auch inmitten betrübter Einsamkeit und malerischer Metal-Theatralik pudelwohl, verabschiedet sich aus einem Nebel aus sphärischem Feedback mit stramm stehenden Schlagzeug-Salven: mit dem Grower Stygian Bough: Volume II hat sich das Trio so spürbar erfüllend als eine gleichberechtigte Band gefunden.


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