Conan – Violence Dimension

Ein brachialer Reality Check mit düsteren Ausschten und guten Nachrichten: Auch mit ein paar neuen Faktoren in der bewährten Formel verschieben sich die Grenzen des Conan‘schen Hohheitsgebietes durch Violence Dimension kaum.
Dass die Briten von Napalm zu Heavy Psych Records weitergezogen sind, wiegt in der allgemeinen Überraschungsfreiheit jedoch deutlich weniger schwer, als dass Drummer Johnny King und Mastermind Jon Davis (nach einer ersten kurzen, ehrerbietenden Zusammenarbeit) mittlerweile auf Sicht durch dessen Ungraven-Kumpel und Ex-Fudge Tunnel-Basisst David Ryley verstärkt werden: in der wie immer kongenialen Produktion von Chris Fielding klingen Conan auf ihrem siebten Studioalbum gefühlt besonders kraftvoll, das Songwriting wird auf ein dezidiert intensives Fundament gebaut. Die Physis der Platte packt unmittelbar, zieht mit.
Darauf kann die Dynamik, das Pacing und Sequencing von Violence Dimension eindrucksvoll thronen und den konzeptionell existentialistischen Ansatz der Platte zelebrieren:
„One thing that binds us all is violence, be that within a video game, or in a movie or on the daily news. Violence affects our daily life, perhaps more than love or kindness ever will. We are all bound by death, whether we like it or not. This release explores the hinterland between being scared to live and bring scared to die, and punches holes in the idea that we must live our life by one set of rules. We all live in the violence dimension, and there is no escape.“
Ohne ihrem stilistischen Spektrum essentielle neue Perspektiven beibringen zu müssen, können die pessimistischen Realisten des Caveman Battle Doom damit ein weiteres Schaulaufen abrufen.
Gewohnt kolossal und monolithisch sind gleich Foeman’s Flesh und Desolation Hexx hohe Standards im bestmöglichen Sinne, stampfen dickflüssig und rufen ihr Brüllen in die malträtierenden Tempowechsel. Conan wissen, wie man Songs dynamisch, spannend und fesselnd hält, wie man geile Riffs am archaischen Instrumentarium absolut heavy synchronisiert und primitive Simplizität nicht der Eintönigkeit opfert.
Total Bicep ist insofern sogar noch mehr pures Flexen der barbarischen Muskeln und dreht als geradezu punkiger Wüstling mastodon’esk zum fuzzy Stoner und Sludge ab, wo sich der heroische Minimalismus des Titelsongs durch die aufgeräumte Kathedrale des Traditional Doom schleppt – bewusst repetitiv und weitestgehend rein instrumental, bis die finale Pointe auf den letzten Meter noch den gröhlenden Matt Pike-Spirit auspackt.
Und bevor das stoische Ocean of Boiling Skin diese Tugenden noch einmal (niemal über-, aber stets so befriedigend sättigend) dekliniert, rockt das wilder fetzende Frozen Edges of the Wound erstaunlich kompakt und straight, derweil Warpsword seinen Morast hinausschlenzend in gerade einmal 45 Sekunden alles in Schutt und Asche legend durchpustet.
Derartige Amplituden der Platte sind eben geschickt gesetzt – doch versöhnlichen Raum zum Durchatmen lassen Conan erst hinter dem Abspann zu: Das außerhalb des regulären Kontextes stattfindende Vortexxion ist auf der anderen Seite der Extreme als zehnminütiges Drone-Nachbrennen und Sinnieren im Trümmerhaufen umso stimmiger, intensiviert den dystopischen Charakter der Violence Dimension in seiner hoffnungslosen Kargheit aber tatsächlich sogar noch.
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