Killing Me Softly – To Forever Fall Through God’s Safety Net

To Forever Fall Through God’s Safety Net unterstreicht innerhalb von rasanten 15 Minuten, dass das United Kingdom aktuell einfach die unangefochtene Hochburg des (aus der Zeit gefallenen) Metalcores ist.
Killing Me Softly haben mit ihrem Debütalbum Autumn Lost in Silence auf den letzten Metern von 2023 noch viele Jahreslisten durcheinandergewirbelt, mit ihrer zweiten EP sollte die Band aus Leeds sogar für noch mehr Schnappatmung in der Szene sorgen.
Immerhin war man schlau genug, an den beiden wichtigsten Stellschrauben nachzujustieren. Zum ersten ist der Sound von To Forever Fall Through God’s Safety Net merklich weniger aus- und überproduziert als jener von Lost in Silence – was die aggressive Energie der Jungspunde deutlich tollwütiger und harscher übersetzt. Und zum zweiten wurden die Passagen des Klargesangs auf ein Minimum reduziert, respektive runder in die restliche Ästhetik assimiliert: In Knelt Before the Summer Sun fungiert die kurze Hook noch als Emo-Akzent-Stichwortgeber dezent im Hintergrund, im brachialeren, über vierminütig zum progressiven Schmelztigel werdenden Mosh-Closer A Keepsake Halo sind sie Teil eines ganzheitlichen Schaulaufens, das noch einmal alle Elemente der EP auffährt.
Abseits davon bringen Killing Me Softly ihre eklektische, unkaschiert referenzierende Formel gewohnt zwingend auf den Punkt, vielleicht noch eine Spur weiter in die Prä-Myspace-Vergangenheit zielend: Infernaler Spät-90er-Metalcore wird mit der manischen Intensität des Screamo gespielt, die Vocals machen hysterisch keifend gar keinen Hehl aus ihrer unbedingten Jacob Bannon-Liebe. Alleine wie der mit riffdeklinierend tackerndem Finale daherkommende Opener Slipped From the Grasp of Wings zu The Broken Vow prescht, ist pures Worshipping Deluxe an der Schnittmenge aus Petitioning the Empty Sky und Jane Doe.
Dass eine retro-affine Nostalgie den Hang zu generischen Tendenzen im technisch schnittigen Songwriting und der Ästhetik aufwiegen soll, passt angesichts der dabei kanalisierten Effektivität schon – dafür hat das Quintett den nötigen Biss und die nötige Kurzweiligkeit.
Forgotten gibt sich danach nämlich kaum weniger tollwütig, bremst sich aber dennoch auch beschwörend ein, das Highlight In the City of Days of Rain eskaliert besonders giftig zum Emoviolence bretternd und letztlich atmet jazzig durch (wo sonst Samples für stimmige Übergänge sorgen) und Bled Saviours jagt den Tumult sogar noch weiter in den Hardcore-Pit. Die großen Ideen sind bei diesen Vorraussetzungen eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.
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