Kryatjurr of Desert Ahd – Ecological Grief – Relentless Visions of Fire and Aridification

Kryatjurr of Desert Ahd legen unmittelbar nach Unbearable Nightmares of Heat and Desertification schon ihre zweite EP vor. Auf Ecological Grief – Relentless Visions of Fire and Aridification kristallisieren sich die Stärken und Schwächen des Trios dabei noch deutlicher hervor.
Daher der Welpenschutz mittlerweile zwar erloschen ist, jedoch immer noch die positiven Aspekte bei Kryatjurr of Desert Ahd überwiegen, sei zuerst der Blick auf alles gerichtet, was Ecological Grief – Relentless Visions of Fire and Aridification auf der Habenseite zu verbuchen haben.
Die Atmosphäre des nihilistischen, harschen, und doch auch mystisch nahbar einnehmenden Sounds ist etwa weiterhin spitze von Markov Soroka in Szene gesetzt, die grundlegenden Pole zwischen Ambient und Black Metal fließen zudem noch organischer ineinander verschwimmend. Das erzeugt einen herrlich grotesken Habitat für die eigenwillig abstrus entmenschlichten Vocals, die als Klangelement in verschiedenen unorthodoxen Schattierungen eingeflochten werden, faszinierend und eigenwillig.
Schade nur, dass diese Vorzüge ihre Klasse nicht restlos entfalten können, weil das Songwriting gerade in den beiden langen, blackmetallischen Tracks zu schablonenhaft an Klischees und Standards entlangschrammt.
Solastalgia übernimmt (als erstes von zwei Bindemitteln) radierend-schabend das Thema und Leitmotiv von Unbearable Nightmares of Heat and Desertification mit okkulter Handschrift, und stürzt sich mit einem animalischen Schrei in Ecological Grief dessen roher Black Metal durch einen Singsang in den Texturen so greinend irritiert, als würde eine nautische Tierkultur besessen schunkeln. Die eigentliche Genre-Raserei gibt sich derweil so kompetent und soghaft, tackert und rotiert und ballert mit dringlicher Energie am Baukasten. Spätestens wenn die minimalistische Melodie auf dem Dulcimer(?)-Werk mit simpler Banalität die Tonleiter hinauf und hinab-tingelt, ist das eine schön eingeflochtene Repetition-Hypnose – aber halt gefühlt auch eine tausendmal gehörte Formelhaftigkeit nach ausgelutschten 08/15-Lehrbuch.
Nachdem Distant Memory of Fertile Soil noch einmal kurz als Intermezzo in das klangmalende Geplänkel einkehrt, suhlt sich Relentless Visions of Fire and Aridification ebendort im verwaschenen, dreckig-diffusen Strom, aber wie ein leidlich inspiriertes Reprise von Ecological Grief noch ausführlicher in den selben erhebenden, monströsen, verunreinigenden Ideen. Die Balance aus Grundfesten und Überbau, Ästhetik und Substanz, Songwriting und Gebärden – sie stimmt hier entlang einiger Kinderkrankheiten eben nicht wirklich.
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