Patrick Shiroishi & Piotr Kurek – Greyhound Days

Patrick Shiroishi und Piotr Kurek haben sich 2024 bei einer kooperativen Session für BBC Radio 3 kennengelernt. Die Chemie zwischen den beiden passte so gut, dass mit Greyhound Days nun ein gemeinsames Album folgt.
Shiroishi (tenor saxophone) und Kurek (digital piano, keyboards, electric bass, guitar) unternehmen darauf gemeinsam eine spontane, instinktive Wanderungen durch die Nacht, voll ambienter Ruhe im Chamber und Avantgarde Jazz – sie lassen sich kontemplativ durch eine Atmosphäre der friedvollen, fast lethargischen Kontemplation treiben.
Für Ceilings drehen sie die kindliche Spieluhr auf, driften geruhsam und in leichter Schieflage schwelgend durch die warme, weiche, behagliche Dunkelheit – ein bisschen so, als würde Kid A von Colin Stetson und dem Club of Gore in Noir-Romantik zur Zeitlupe entschleunigt werden.
Shadows gönnt sich an den Tasten dagegen eher ein Doogie Howser-Flair und in Days verschwimmt das Szenario ein wenig aus dem Leim gehend psychedelischer. Latent unbequemere Entscheidungen wie diese sorgen im Fluss für Spannung auf einer subversiven Ebene und vermitteln den Eindruck, dass es sich das Duo nicht in der Komfortzone ihrer Synergie zu gemütlich machen könnte.
Breath, Held scheint so nur ein einnehmender Standard zu sein, bis die Nummer ab der Mitte ihrer Spielzeit mit modulierte Rufen von einzelnen Lauten eine Art kommunizierenden Dialog simuliert und Aerials vage Score-Texturen im Hintergrund addiert.
Now I’m Broken Into dringt dagegen zum melancholischen Kern des nachdenklichen Greyhound Days vor und entdeckt dort im Rahmen bleibend eine geradezu melodische Verspieltheit – oder etwas, das wie chorale Harmonien in der schaurigen Schönheit einer bescheidenen Eleganz anmutet.
Wenn Lily’s Trace die Luft aus der Niveauregelung des ungeachtet etwaiger gesetzter Akzente stets so smooth und unaufgeregt bleibenden Spiels von Shiroishi lässt, fällt dann auf, dass es praktisch keine Alleingänge im Verlauf gibt, sondern eine ständige Interaktion der beiden Protagonisten, derweil die kreativen Reibungen so subtil passieren, dass das Gespann wie eine Einheit wirkt. Vielleicht ist es da nur logisch, dass die 7 Stücke dieser 34 Minuten weniger wie spontane Improvisationen anmuten, sondern wie zielführende Kompositionen auf freien, strukturoffenen Pfaden.
Kommentieren