Phiz, Spiritual Law, Bull Nakano, Violet Bloom [14.09.2025: Sub, Graz]

von am 15. September 2025 in Featured, Reviews

Phiz, Spiritual Law, Bull Nakano, Violet Bloom [14.09.2025: Sub, Graz]

Die Achse Head in the Clouds und Barren Fields Booking schnürt im Grazer Sub mit Phiz, Spiritual Law, Bull Nakano und Violet Bloom ein ebenso aufregendes wie vielseitiges Hardcore-Paket und besorgt dem Aufsteirern-Wochenende damit das klare Highlight.

Die knappe halbe Stunde Verspätung, mit der Violet Bloom den Nachmittag eröffnen, ist einerseits angesichts der immer noch sehr willkommen frühen Startzeit von 17.30 Uhr locker zu verschmerzen.
Und andererseits, weil die Grazer Band praktisch alle Versprechen, die ihre erste Demo unlängst gab, auf der Bühne (…) des Sub ansatzlos einlöst, indem sie die Vorzüge eines kraftvolleren Sounds (und vor allem wuchtiger in Szene gesetzten Drums) nutzt, die Zügel generell ein wenig enger zieht als auf Platte, und ihre Songs so noch kurzweiliger inszeniert.
Der knapp 22 minütige Auftritt bestätigt außerdem die These, dass sich das bisherige Material der Band auch mit nur einer (wenngleich je nach Standort subjektiv zu leise gemischten) Gitarre souverän umsetzen lässt: Violet Bloom spielen in abgespeckter Vierer-Besetzung, lassen aber keine Facetten ihres Sounds vermissen und geben mit angehängter Zugabe ohne Spektakel simpel und einfach eine Talentprobe ohne Makel ab. Dafür spricht auch, dass die Stimmung im gut aufgelegten, hochmotivierten Publikum bei diesem Quasi-Heimspiel ohne wirkliche Aufwärmphase sitzt.

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Sicher: Mit diesem Bandnamen kann man sowieso nichts falsch machen. Doch weil eben auch alles, was man bisher von der neuen Band um Strafplanet-Frontfrau Tabita live zu sehen oder aus dem Studio zu hören bekommen hat, wirklich absolut fantastisch war – und das Mitwirken der Wiener Gruppe damit subjektiv den primären Grund darstellt, der die Show vorab als Pflichttermin klassifizierte – sind die Erwartungshaltungen an Bull Nakana ungeachtet ihres Newcomer-Status ziemlich hoch.
Wie mühelos das Quintett diese dann nicht nur stemmt, sondern auch gleich übertrifft, ist allerdings doch ein wenig überraschend. Da passt aber halt schlichtweg alles: Die Vocals sind herrlich enthemmt infernal, sie Gitarren schneiden aggressiv und die Rhythmussektion zeigt gerade bei Samba Di Janeiro einen unwiderstehlichen Groove, der in Bauch und Beine geht. Wie das schwer im Magen liegende, immer weiter hinausgeschleppte Finale mit That’s How It Goes nach 20 irre rasanten, manchmal gar grindigen Minuten nicht und nicht enden will: grandios! (Weniger optimal hingegen die etwas ungestüme Pit-Etikette hier und da – mit Stahlkappen Pogo tanzend und Händeringend in Gesichter grapschend).
Dass nach den Auftritten der beiden folgenden Hauptacts noch von einigen Besuchern erfolglos nach Merch von Bull Nakano (die schon wieder auf der Autobahn gen Bundeshauptstadt unterwegs sind) gesucht werden wird, zeugt jedenfalls von der mutmaßlich allgemeinen Begeisterung, die die Band erzeugen kann. Dass eine erste EP im November folgen soll, sind insofern jedenfalls exzellente Nachrichten.

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Spiritual Law aus Linz schrauben danach den Grad der testosterongeschwängerten Brutalität markant nach oben. Die Linzer zeigen als unbedingte Bank wieder einmal eine physisch aufgekratzte, eindringliche Präsenz, liefern mit angespannten Sehnen und Schaum vor den Mündern das wohl per se härteste Set der zwischen Matinee und Soiree stattfindenden Veranstaltung, zelebrieren da im Windschatten ihrer ersten beiden Veröffentlichungen einen ziemlich kompromisslosen Abriss. Tobias Koch meint heiser zu sein, bellt seiner roh und dreckig an der Kette zerrende Band aber mit wütend-konzentriert Grimmigkeit nach vorne, marschiert wie ein eingesperrter Hund im Käfig auf und ab. Schonungslos ist das, packend und fesselnd auch, ein waschechtes Ventil.
Die extrem destillierte Kompaktheit von gerade einmal rund einem halben Dutzend Nummern intensiviert die knüppeldicke, fast manisch vorbeirauschende Performance in ihrer reibungsvollen, aggressiven No Bullshit-Attitüde zusätzlich – wenngleich das dennoch gerne länger als gefühlte 15 Minuten dauern hätte dürfen. Schade ist letztendlich jedoch trotzdem nur, dass das Schlagzeug im ansonsten bis zum Anschlag attackierenden Sound abseits der Becken zu wenig Druck mit auf den Weg bekommt.

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Phiz erkundigen sich vor ihrem Set noch umsichtig nach dem Befinden einer von der Rettung vor dem Sub aufgelesenen Person mit Alkoholvergiftung, dann gibt es aber kein Halten mehr beim ersten Graz-Gastspiel der Düsseldorfer. Der Halleffekt auf den Vocals sitzt bis zum psychedelischen Anschlag, der Schweiß rinnt in Strömen von den Wänden. Zumindest in den ersten Reihen des (augenscheinlich bei jeder Band zu weiten Teilen seine Besetzung wechselnden) Publikums steht kaum einer still. Die vorderste Front springt, marschiert, mosht. Die positive Energie, die Phiz entfesseln, hat etwas geradezu Euphorisierendes, durch und durch erfrischendes Erfrischendes. Explizit die grandiose Schlagzeugarbeit ist infektiös ohne Ende, derweil man der Band mit dem erhaben glänzenden Mikrofon einfach anmerkt, wieviel Spaß sie selbst an der Sache haben.
Selbst von technischen Problemen (in denen der legendäre Krabbentänzer vom ArcTanGent in Graz auftaucht) kann der Vierer nicht gestoppt werden – ein kurzer Jam hält bei der Stange und die abschließende Stafette von neuen Songs zündet dann mindestens ebenso explosiv wie bereits bekanntes Material. Mag der sich in den Hinterkopf schleichende Vergleich auch hinken (weil Phiz sich mit einer ganz eigenen Handschrift nicht auf diese Referenz berufen müssen), wirken die Deutschen da zumindest für den entfesselten Moment wie die aktuell interessanteren, zwingenderen Turnstile.
Worüber man ungeachtet dieser Überlegung aber wohl nicht diskutieren muß: Schon Phiz und Spiritual Law sind für sich eine superbe, den Hardcore aus zwei verschieden Perspektiven unterhaltsam auslaugende Kombination, die man sich nicht entgehen lassen sollte – doch ein alles noch stärker aufwertender (halb)lokaler Quasi-Support wäre kaum zu buchen gewesen. Um 20.15 Uhr entlässt da jedenfalls das vierte von vier absoluten Killer-Sets in den noch jungen Abend.

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