Sabrina Carpenter – Man’s Best Friend

Das mit Motiven der Dominanz und Unterwerfung provozierende Artwork von Man’s Best Friend generiert Aufmerksamkeit, wie es das solide Pop-Sammelsurium hinter dieser Verpackung nicht kann.
Dieser smarte Zug passt, weil er Carpenters Image (un/erklärlicherweise?)so überzeichnet einfängt, wie es die vielen hier aufgefahrenen amüsanten Zeilen, die so typisch für den Humor der 26 jährigen Amerikanerin stehen, verdienen. Leider macht dies die 38 Minuten ihres siebenten Studioalbums an sich allerdings nicht besser.
Im Windschatten des Erfolgs von Short n’ Sweet erlauben sich Carpenter und ihr Team zwar kaum Fehler, Glanztaten wollen jedoch auch keine gelingen. Denn die Ästhetik und das Flair der angenehm konsumierbaren Platte überzeugen mehr, als das Songwriting. Mit Nummern, die sich wie Hits verhalten, aber eigentlich mit keinen wirklich starken Melodien oder Hooks aufwarten können, keine zwingenden Ohrwürmer kreieren – eben keine Hits sind. Nie erreichen Carpenter und ihre Produzenten (wieder John Ryan und ein den Sound oft viel zu nah an den Lana-Baukasten lenkende) Jack Antonoff den Level von Espresso oder Coincidence, bespielen das Formatradio eher formelhaft und solide, geschmackvoll und kurzweilig ohne Fehltritt.
Der Synth-Pop in Manchild ist als gutes Aushängeschild tanzbar und eingängig, bietet reibungslos aus den Gehörgängen entfleuchend Ahnungen von Country und Softrock, derweil Tears funky, frisch und locker der ideale Soundtrack ist, um an der Strandbar entspannte Cocktails oder im Coffeeshop reichhaltiger arrangierter Smoothies zu konsumieren. Das heimlicher einnehmende My Man on Willpower gefällt sommerlich gelöst und Sugar Talking gibt sich zurückgelehnt. Im sinfonische Panorama von We Almost Broke Up Again Last Night baut Carpenter dem Folpop die Brücke vom Laurel Canyon nach Hollywood und von Sarah McLachlan zu Dolly Parton.
Nobody’s Son, als netter, optimistischer und offener Singalong zeigt (ebenso wie das mit Acoustic-Patina und Americana-Melodic samt Fidel und Gemeinschafts-Revue daherkommende, noch besser aufzeigende Go Go Juice entlang seiner schmissigen Lyrics) die ungenutzten Wege hinter Coincidence auf, derweil die angenehm gefühlvolle Lounge Never Getting Laid im besten Sinne ein kompetentes Massenprodukt darstellt.
When Did You Get Hot? ist ein effektives Lana-Imitat für Menschen, die von Lust for Life geprägt wurden, was bei der ätherisch plätschernden Elegie Don’t Worry I’ll Make You Worry eher für den schwelgenderen Output von Lizzy Grant gilt, bevor Goodbye hinter dem kompakten und deplatzierten Filler House Tour mit ABBA-Vibe klimpernd dem Sonnenuntergang entgegen galoppiert.
Was eh alles okay ist. Aber es wäre überall eben auch noch mehr drinnen gewesen, als bloßer Plansoll. Weswegen Man’s Best Friend sich auch kaum schmeichelhaft wie ein überhastet nachgeschobenes Produkt anfühlt, das auf seine reine Funktionsebene und Ästhetik limitiert wird. Und von dem selbst mittelfristig vor allem das Albumartwork hängen bleiben wird.
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