Say Anything – …is Sleazy

von am 29. Oktober 2025 in EP

Say Anything – …is Sleazy

Say Anything-Selbstdarsteller Max Bemis covert auf …Is Sleazy The Strokes, Yeah Yeah Yeahs und das Animal Collective. Was selbst der Deckmantel der Satire nicht entschuldigen kann.

Wir erinnern uns: Im Zuge der Veröffentlichung von Carrie & Lowell & Cody (Pendent) kündigte Max Bemis die anstehende Album-Katastrophe …Is Committed mit folgenden Worten an: „The album we’re working on now is so meta it’s not. It’s a satire of everything our band was, and the idea of every emo band coming back after five years, going back to basics and grasping for the fanbase they discarded so callously by diving headfirst into their fans’ wants and needs, instead of gorging on major label cash and then still trying to be the next Animal Collective or Strokes despite what their band actually sounds like, to be thwarted every time by indie gatekeepers.
Insofern kann man in …Is Sleazy theoretisch schon eine amüsante Konsequenz sehen. Leichter zu ertragen werden die 12 Minuten der EP dadurch allerdings praktisch nicht.

Denn Satire oder nicht: …Is Sleazy ist einfach ziemlich beschissen geraten. Was in erster Linie am absolut haarsträubenden Sound liegt. Mix und Produktion sind eine Zumutung. Vor allem die kreischend verzerrten Vocals sind aufgesetzter Pastiche und klingen wie über eine eine rostige Dose eingesungen – keine Ahnung, warum Bemis in dieser Hinsicht seit Jahren derart in der Gülle rühren muss.
In My Girls schreit er so angestrengt, dass es in den Ohren schmerzt, derweil die Gitarren wie miese Synths oszillieren. Bald kippt das Szenario in einen flotten Poppunk, was an sich eine nette Idee für die Umsetzung wäre. Die catchy Leidenschaft wird jedoch von der überkandidelten und-steuerten Performance ausgehöhlt, derweil die prätentiös auf Schrägheit getrimmte Interpretation doppelt so lange dauert, wie der Ansatz es hergäbe.
Die heavy bratende Walze Tick wird sogar noch bemühter inszeniert und hat mit dem rohen Punk als Ursprung nun den Charme eines besofffenen Bully-Narzissten im Pseudo-Post-Hardcore – so unangenehm gesetelzt und aufdringlich präsent, während gleichzeitig jeder Reiz im Keim erstickt wird.

Auch Under Control geht so unendlich bemüht aus dem Leim, dass sich die Umsetzung einer Nummer, die grundlegend so grandios ist, dass sie sich niemals komplett zerstören ließe, wie auf halbes Tempo ausgebremster Ohrenkrebs schleppt.
Wieder gilt: die experimentelle Lo-Fi-Ästhetik könnte interessant sein und für eine individuelle Perspektive sorgen, würde Bemis nicht derart affektiert (in einem gefühlt endlosen Martyrium) über das Ziel hinausschießen.
Wie ein Regisseur, der beim Versuch, unbedingt ein krudes B-Movie kreieren zu wollen, in der Nabelschau verkrampft; oder der keinerlei Relevanz mehr habende Troll, der den zehn Meilen gegen den Wind zu riechenden Rage-Bait einfach zu trivial anlegt, so dass die Absichten in der horrenden Durchsichtigkeit an der Egalität scheitern, stolpert die bewusst schlechte Pointe hier über beinahe jeden Aspekt der Darbietung. Aufregung erzeugt ein derart leichtes Ziel nicht.
Das gelungenste an …Is Sleazy ist insofern die …Is a Real Boy-Cover-Reminiszenz. Die eine Platte, die Bemis Karriere bis heute entschuldigt, geht auch nach 20 Jahren noch immer klar.

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