Shy, Low – Babylonica
Mit Snake Behind the Sun haben Shy, Low einen formidablen Beitrag zum grandiosen Postrock-Jahrgang 2021 geliefert. Nun folgt in Form der 20 minütigen EP Babylonica noch ein das mittlerweile erreichte Niveau (beinahe) haltender Nachsatz dazu.
Rund um das als Bindeglied fungierende Ambient-Zwischenspiel 33°24_06.0_N 84°14_48.7_W, das sich wunderbar ruhig und ätherisch der sanft wehenden Melancholie verschreibt, demonstrieren die Instrumentalrocker aus Richmond dabei genau genommen einmal mehr, wie überzeugend Genre-Ware, die streng genommen „nur“ als Malen-nach-Zahlen die gängigen Trademarks des Postrock zelebriert, immer noch sein kann – wenn dahinter eine solide Songwriting-Basis und die entsprechende Klasse steht, diesen Ansatz auch ohne originäre Einflüsse interessant genug umzusetzen. Nicht umsonst haben sich Shy, Low sich mit diesem geradezu konservativen Ansatz zur ersten Riege ihrer Spielwiese hochgearbeitet.
Schon im verträumt erwachenden The Salix funktioniert die Formel aus perlenden Gitarren, mächtiger Anmut und der weit ausholenden Grandezza dramatischer Spannungsbögen und deren Zuspitzung insofern einmal mehr absolut überzeugend, bevor das reichhaltiger texturierte, sehnsüchtig mit postmetallisch enger gezogenen Konturen noch mehr aufzeigende Instinctual Estrangement den konstant guten Ruf von Shy, Low sogar noch deutlicher bekräftigt: Babylonica beherrscht das traditionelle Einmaleins der Szene auf zeitlose, wenngleich alles andere als ikonische, Weise – ein kleines bisschen weniger toll als auf Snake Behind the Sun. Selbst im schwächelndsten Fall ist das jedoch einfach kompetenter Postrock, der schlichtweg nichts falsch macht.
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