Culted- Oblique to All Paths

von am 19. Januar 2014 in Album

Culted- Oblique to All Paths

Um zu ergründen wie fordernd es bei dem pazifikübergreifenden Bandprojekt Culted zugeht, genügt eigentlich der strapazierende Konsum des Openers ‚Brooding Hex‚, in dem das Quartett schleppenden Funeral Doom, roh in den Black Metal polternden Sludge und alptraumhaft hallende Ambientsoundscapes über 20 böse Minuten hinweg lose verschlungen ineinander gleiten lässt. Danach wird höchstens die Dauer der angepissten Songs auf ‚Oblique to All Paths‚ kürzer, das auslaugende Stilgebräu der eigenwilligen Kombo aber keineswegs zugänglicher.

Das übt auf abstoßende und erschlagende Weise von Beginn an eine ähnliche Anziehungskraft aus wie die Geschichte der „Band“ hinter dieser aus jeder Pore „Opus Magnum“ – und nach dem vielgescholltenen Debüt ‚Below the Thunders of the Upper Deep‚ auch „jetzt erst recht!“ – schreien wollenden 63 minütigen Reise: Michael Klaxon, Matthew Friesen und Kevin Stevenson leben in Manitoba und haben Daniel Jansson, den in Göteburg beheimateten Sänger ihrer Band noch nie von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekommen – Culted-Songs entstehen rein im regen Datenaustausch. Das kann gleichzeitig als Ausdruck der Globalisierung und vor allem der grenzenlosen Möglichkeiten des Internets gesehen werden, letztendlich gelingt es Culted jedoch trotzdem (oder gerade deswegen?) dem herrlich an der Grenze zur dreckigen Unterproduktion streunenden ‚Oblique to All Paths‚ etwas ungemein mystisches und beunruhigendes innewohnen zu lassen.

Dass dieses monumental veranlagte Zweitwerk, das nun also mit einem 20 minütigen Brocken eröffnet und vor der 10 Minutenmarke ohnedies selten Angst hat, auf keinen Stil festgenagelt werden will und lieber geisterhaft an zahlreichen Ansatzpunkten (etwa: Esoteric oder Atra Mors, aber aufgenommen in den Suizid Schlafzimmern der Enemies List-Bands) vorbeischwebt, den Konsumenten dabei oftmals schlichtweg irritiert und die schreibende Zunft mancherorts sogar dazu verleitet ebenso exaltiert um den Kern der Sache lamentieren sucht dann ausgerechnet den Schulterschluss zum größten Manko von ‚Oblique to All Paths‚: das schwedisch-kanadische Gespann verliert sich gelegentlich selbst ein wenig zu gerne in den von ihnen erdachten Soundwäldern, agiert abseits der Knackpunkte ein wenig zu ziellos und übersieht dass die stärksten Momente der Band immer dann stattfinden, wenn sie ihren Songs mit schwerfälligen Lava-Riffs ordentlich Feuer unterm Hintern machen und die Zügeln enger gezogen werden. Andererseits: gerade auch durch seine ausladend unkonkrete Ungezähmtheit entfaltet ‚Oblique to All Paths‚ seine beklemmende Atmosphäre mit drückender Intensität, die schlichtweg keinen Wert darauf legt entgegenkommend oder bekömmlich zu sein: Spaß macht das alles hier jedenfalls keinen.

Dass Jansson nicht der variabelste Sänger im Xasthur-geschulten Feld aus hallbepacktem Röchelgesang und spitzem Geschrei ist wird von den strawanzenden Kompositionen an sich abgefedert. Sprachsamples sorgen da ebenso für Abwechslung in den weitschweifenden Soundwalzenwelten wie Swans-taugliche Noise-Melodieahnungen, an Godflesh gemahnende Industrial-Keyboardschichten für das Kopfkino oder aufhorchen lassende, zündende Explosionen wie das grandiose Finale von ‚Transmittal‚, in dem Culted ganz plötzlich den unsauberst möglichen D-Beat überhaupt durch das Geschehen rumpeln lassen – aber eben gerade auch durch diese Fulminanz abermals aufzeigen, dass das Kollektiv sein Potential an vielen weiteren Stellen nicht effektiv nutzt.
Freilich allesamt Jammern auf hohem Niveau: ‚Oblique to All Paths‚ ist eine unheimlich stimmungsvolle, beklemmende und ungemütliche Reise in das Herz der Finsternis geworden, ein Blackened Doom-Brocken ohne Kompromissbereitschaft mit dem sich Culted nahe der Speerspitze positionieren. Letztendlich sogar gut möglich, dass man der Platte Ende des Jahres wiederbegegnen wird müssen – denn dass sich die abstoßende Anziehungskraft dieses pechschwarzen Apokalypsedeliriums erst mit der Zeit voll auftut, davon ist auszugehen.

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