Fences – Prairie Tremens

Sechs Jahre nach dem entwaffnenden Paradigmenwechsel Failure Sculptures setzt Christopher Mansfield den dort eingeschlagenen Weg im melancholischen Soft-Folk auf Prairie Tremens mit dezenten Anpassungen fort.
Wo Gott und zurückgelassenen Süchten die zentrale Orientierungspunkte in den biographisch-existenziellen Texten des bisweilen plakativen Storytellers aus Seattle bleiben, und sich der Kern seiner vierten Studioplatte auch wieder auf sanften, fast lethargisch-elegisch zurückgelehnten Gesang im weichen Gitarrenspiel konzentriert, hat sich die die Substanz und die Ästhetik im direkten Vergleich zum Fences neu erfindenden Vorgängerwerk minimal geändert.
Die Produktion orientiert sich, wie sich etwa im butterweichen Tall oder noch mehr dem im Weltraum des Ambient Pop aufgelösten God’s Accent ideal nachhören lässt, diesmal ein kleines bischen ätherischer angelegt und hüllt eine vage Dreampop-Ästhetik im Sound um den leisetretenden, unscheinbaren Folk. Das Schlagzeug tendiert zum streichelnden Besen, der Bass dröhnt gelegentlich, ohne bedrohlich zu werden, das Ambiente ist verträumt und körperlos, die Texturen schweben verträumt.
Das Songmaterial an sich ist derweil – mit Ausnahme des heimlichen Ohrwurms Garden, der entspannt groovend die zwanglos einnehmende Ader der relaxten Platte darstellt, sowie des eingängig im sphärischen Zusammenhalt schunkelnden Closer Clover – merklich schwächer als 2019, weil flüchtiger und belangloser plätschernd, wenngleich auf eine angenehme Art nebenbei eingängig.
Zwar setzt die Inszenierung immer wieder kleine, fein nuancierte Akzente – die ruhige Einkehr des Titelstücks sucht das Gemeinschaftsgefühl in der Einsamkeit, nicht nur Cheetah schleicht mit weiblicher Zweitstimme und Violine, Honeybee klatscht hinten raus ebenso dezent wie konsequenzlos und Uncle rückt weit in den hallenden Raum.
Allerdings passiert Prairie Tremens über weite Strecken seiner knapp halbstündigen Spielzeit dennoch im passiven Konsum, verliert sich in seiner Komfortzone, wo zu wenig Konkretes fesselt und die Melodien zu unverbindlich rieseln.
Dass Prairie Tremens primär über seine friedvolle, unaufgeregte Stimmung funktioniert und einen zu zaghaft fokussierten Übergangsprozess für Fences darstellen könnte, legt dann auch das unentschlossene, fast sieben Minuten dauernde Wailing nahe, das die Strukturen weiter auflöst, in den Ambitionen andeutungsweise rockiger im eine ausnahmsweise einprägsame Hook bratzt, aber das Anziehen der Spannungen samt dem Versprechen „We could raise some hell“ trotz ein bisschen wirbelnder aus sich herausgehenderen Drums aber auf Samtpfoten mäandernd im milden Wohlwollen nicht zum Punkt finden lässt.
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