Imperial Triumphant – Goldstar

von am 12. April 2025 in Album

Imperial Triumphant – Goldstar

Womöglich verleihen nur Imperial Triumphant selbst sich im 20. Bandjahr den Goldstar, laden auf ihrem sechsten Studioalbum aber tatsächlich so zugänglich wie nie zuvor zu ihrem Trademark-Sound ein.

Der Nachfolger von Spirit of Ecstasy aus dem Jahr 2022 ist kein Werk, das mit auf ein euphorisierendes Überraschungsmoment setzt, sondern auf die Vertrautheit, die das Amalgam aus avantgardistischem Dissonant Death Metal und New Yorker Fusion Jazz unter der Ästhetik der goldenen 20er Jahre mittlerweile unter den Kutten der Maskenträger hervorgezaubert erzeugt. Imperial Triumphant ziehen ihr Ding schlichtweg einmal mehr durch, und gönnen sich dabei diesmal nicht zufällig auch Songs wie den hinten raus ausfransenden, tackernd walzenden Standard Rot Moderne: Man hat die Stellschrauben in einer Art komfortablen Wohlfühlzone leicht nachgestellt, um mit einer top Produktion, die jedem Element Raum zu strahlen lässt und dennoch drückend dicht steht, so etwas wie das zugänglichste, oder zumindest in experimenteller Hinsicht barrierefreiste Album der bisherigen Karriere einzuspielen. Man findet sich einfacher zurecht, die Melodien sind fassbar im Chaos.

Gerade ein Hotel Sphinx setzt diesen Umstand über seine griffige, geschickt geborgte Melodie und assoziativ unmittelbarer funktionierend mit nachvollziehbar strukturierten Passagen exemplarisch als Aushängeschild um, bevor das klimpernde Delirium Industry of Misery seinen Fiebertraum so lange mit allen Trademarks schlenzt, bis der Album-Closer insgeheim die mit Paranoid Android begonnene Cover-Reihe von Zachary Ezrin, Kenny Grohowski und Steve Blanco mit einer astreinen Interpolation der Beatles abrundet.
Auch dass Imperial Triumphant den Mittelteil von Goldstar – erst über die gerade einmal 47 sekündige, psychotisch mit Yoshiko Ohara grindende Hardcore-Attacke NEWYORKCITY, dann über das nur unwesentlich längere, titelstiftende Jingle-Interlude – als Verschnaufpause anlegen und die Gesamtspielzeit der Platte damit auf konsumfreundlich zu verarbeitende 38 Minuten drücken, zeigt, wie umsichtig die Band diesmal mit Faktoren wie der Aufmerksamkeitsspanne vorgeht.

Die eigentliche Tugend von Goldstar liegt insofern jedoch darin, dass das Trio sich durch dieses ständige Entgegenkommen nicht limitiert, domestiziert oder seine Songs unter Wert verkaufend darbietet, sondern mit gewohnter Stärke kompromisslos wirkt.
Eye of Mars ist ein starker Opener, der zudem die Klasse der Band aufzeigt, was das subtile Einflechten cinematographischer Arrangements mit pompösem Wahnsinn angeht. Gomorrah Nouveaux holt mit Handclaps ab und bietet ein malerisches Panorama, derweil das atmosphärische Lexington Delirium trübselig in die Melancholie der niemals schlafenden Stadt eintaucht und so etwas wie eine catchy Traurigkeit bietet, die an 2019er Deathspell Omega erinnert und die erlösende Erhebung seines Finales aussöhnt.

Meshuggah-Gast Thomas Haake wird bei diesem ersten seiner beiden Gastauftritte nahezu vollständig von der enigmatischer Präsenz von Imperial Triumphant assimiliert. Im zweiten, Pleasuredome, addiert er – was ein Schlagzeug-Exzess gemeinsam mit Dave Lombardo eine Art mitternächtlichen Exkurs in den Ambient sowie zu einem perkussiven Samba-Jam, der Sepultura und den Cavaleras gefallen sollte. Also doch eine kleine Überraschung!
Derartige Impulse machen die Sache zwar nicht wirklich herausfordernder, aber sorgen dafür, dass die Formel auch unter der implizit versprochenen Höchstleistung absolut interessant und eigenwillig bleibt, keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigend die Spannung aufrecht haltend. Eine leichtere Verdaulichkeit, auf die man angesichts des Unterhaltungswertes potentiell öfter Lust hat, als auf die Vorgänger, bedeuten eben weiterhin keine Easy Listening-Signature-Junk Food, sondern einen durch und durch  befriedigenden Instant-Fanpleaser mit dem Potential zum Konsens.


Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen