Nine Month Summer – A Keepsake

von am 25. Juli 2025 in Album

Nine Month Summer – A Keepsake

Nine Month Summer ist das Postrock-Projekt des in Lausanne beheimateten Petros Liakopoulos. Mit A Keepsake legt er ein im Ansatz vielversprechendes, sich aber noch nicht wirklich aus dem Mittelmaß befreien könnendes Debütalbum vor.

Wie man mit der Wahl der Titel und dem Artwork eine nostalgische Ader anzapfend neugierig machen kann, weiß der Schweizer: A Keepsake hat eine Ästhetik adaptiert, die unmittelbar vertraute Elemente nutzt und gefühlt direkt in die Mitte der Nullerjahre zurückversetzt, in der Bands wie Don’t Mess With Texas auch in der zweiten oder dritten Reihe des Postrocks sprießend zu gefallen wussten.
Die 37 Minuten der Platte funktionieren dabei durchaus als Talentprobe – dies aber primär über einen angenehm passiv zu konsumierenden Eklektizismus, der Wohlwollen erzeugt (und letzlich auch mit Welpenschutz bewerten lässt), streng genommen aber an allen (nicht vorhandenen) Ecken und Kanten noch latente Kinderkrankheiten aufzeigt.

Above The Clouds integriert ein verschmustes Saxofon und schwelgende Tasten, am Ende zusammenfindend und durchaus runder, als es zu Beginn scheint, auch wenn das Songwriting an sich – absolut symptomatisch für den folgenden Verlauf – zu sehr nach einer willkürlichen Abfolge aus bissfertig eingearbeiten Ideen wirkt, das sein Flickwerk nur in der durch und durch generischen Auslegung aller homogenen Ingredienzien seine Kohärenz beibringt.
Auch das solide Cavo d’Oro beschränkt sich auf alle konventionellen Regeln der Genre-Kunst, handelt seine schön nahtlos verschweißten Passagen zu knapp ab, anstatt sie voll zu entwickeln: Nine Month Summer fehlt gefühlt die Geduld mit sich selbst und dem Umstand, dass Malen nach Zahlen nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.

Postcard From Antigone ist zwar zu ziellos angelegt, liebäugelt aber gelungen mit Midwest-Emo-Tendenzen und einer kontemplativen Intimität, derweil es dem schwelgenden Foreign Waters gelingt, sein Saxofon nicht als Gimmick zu verbraten. Doch selbst wenn die Spannungen kurz vor dem Ende enger gezogen werden, geht die Nummer einfach nicht All-In, bleibt unverbindlich und endet kurzerhand.
Noch schwerer wiegt das selbe Schicksal in Take Care, Stranger, das seine eigentlich prägenden Gitarren-Motive unscheinbar und handzahm im gefälligen Ganzen verschwimmen lässt, ohne individuell ausgefahrene Ellenbogen in einem einfach nur frustrierend konsequenzfreien Finale zur Hintertür hinausstolpert.
September nimmt als geborgen und nahbar eingezähltes Acoustic-Interlude samt Sample über 96 Sekunden eine Phase der Platte vorweg, die besonders skizzenhaft wirkt – mit When The Summer Ends als Ausschnitt einer ambitionslosen, aber sehr schönen Explosion in the Sky-Kopie sowie dem Math-Emo-affinen, das Saxofon zurückholenden Bloom Under The Gaslight, das nicht über den Status eines Zwischenspiels hinauswachsen kann, bevor die Schablone Through The Valleys in weiterer Folge nichts falsch macht, jedoch keinerlei Reibung oder sprühende Funken erzeugt.
Kurzum: das Fundament für rundum guten, souverän standadisierten Postrock ist bei A Keepsake merklich vorhanden – jetzt müsste sich Liakopoulos nur noch zutrauen, aus dem Raster des Durchschnitts auszubrechen und mit mehr Mut zum Risiko nach den Sternen zu greifen.

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