Benson Boone – American Heart

Dem briachialen Hit und Fireworks & Rollerblades-Zugpferd Beautifu
Dies geschieht, indem TikTok-Liebling Boone offenbar endgültig als amerikanische Antwort auf Harry Styles etabliert werden soll. Zumindest fühlt sich dies anhand der ziemlich überstürzt in Angriff genommen wirkenden knapp 30 Minuten von American Heart als ein primäres Ziel von zehn kurzweiligen Songs an, nachdem der flotte Opener Sorry I’m Here for Someone Else mit seinem synthetischen Pop Rock gleich unvermittelt wie ein exemplarisches, effektives Marketing-Missverständnis in einer Schablone wirkt, die neben dem Briten Styles auch The Killers sowie nur vom Hörensagen bekannten 80er in die glatt überproduzierte Erfolgsformel integrieren will, und dabei auch mal eine Cartoonisten Singalong-Dramatik wie in Man in Me begrüßt.
Aber dass Boone und seine Helfer radiotaugliche Sommer-Ohrwürmer einfach können, lässt sich (mit mitunter grotesk schlecht am Reißbrett mitgenommenen Texten, aber gerade auch deswegen Spaß machend) noch besser in Mr Electric Blue oder (dem seinen Erfolg Goldschmied Steve Kipner und Physical verdankenden) Mystical Magical nachhören.
Und mit Ausnahme eines einzigen unangenehmen Totalausfalls (der Momma Song ist die substanzlose Geste einer Kitsch-Ballade am Klavier, die, letztlich auch noch mit Streicher-Schmalz zugekleistert, Feuerzeuge in Stadien sehen will, ohne dafür auch nur einen Funken Originalität oder Authentizität anzubieten) hält American Heart dieses eingangs etablierte Niveau sehr solide: das Songmaterial ist durchgängig mindestens gefällig und nett. Nur wäre da ohne den Mainstream-Autopilot einer durch und durch generischen Inszenierung mit ein bisschen Mut zur Exzentrik oder Individualität auch stets spürbar noch mehr drinnen gewesen, weil der stimmlich rundum überzeugende Boone die Songs so nur als triviale, identitätsfreie und somit austauschbare Projektionsfläche umsetzen muss.
Dem seichten Unterhaltungswert schadet dies jedoch nur bedingt. Das schwelgende Show-Off Reminds Me of You schmiegt sich am Hip Hop-affinen Beat angenehm zwischen säuselnde Verletzlichkeit und Kraftdemonstration, I Wanna Be the One You Call joggt mit seinen Schüttelreim-Lyrics stampfend bis in Synth-Sphären, die als Hintergrundmusik beim Wochenend-Einkauf ebenso funktionieren wie in der Arena, derweil das wummernde Wanted Man als treibendes Dancefloor-Angebot überzeugt.
Take Me Home setzt sich als nette Intimus-Ballade an die Tasten („Kiss me, kiss me slowly/ Like you did when we were young“ singt der 23 jährige gefühlvoll und verkauft diese Absurdität mit professionelle abgeklärter Hingabe), derweil Young American Heart in Neonfarben die proklamierte Queen-Liebe von Boone in Form eines weichgespülten Soft/Hardrocks unterstreicht, der in seiner Harmlosigkeit wirklich niemandem wehtut. Dafür fehlt die Schlagkraft. Boone wollte – hier steht der Closer durchaus stellvertretend für das gesamte Zweitwerk – mutmaßlich zu ungeduldig den erfolgreichen Windschatten von Beautiful Things für das Momentum nutzen, tut jedoch niemandem einen Gefallen, indem er zur Stangenware greift, anstatt den nötigen eigenwilligen Ecken und Kanten die Zeit zu geben, hinter der Vordergründigkeit zu reifen.
Kommentieren