Haunted Horses – Dweller

von am 2. Juli 2025 in Album

Haunted Horses – Dweller

Colin Dawson (Gitarre, Vocals) Drummer Myke Pelly und Bassist Brian McClelland leben mittlerweile verstreut über die USA und brauen ihre Alben im instinktiven Datenaustausch zusammen. Dweller klingt dennoch wie aus einem Guss.

Vor allem aber gibt sich das Viertwerk von Haunted Horses in jener Nische, die das Erbe von Daughters an die Welt von Chat Pile heranführt, trotz eines unangenehm bedrängenden Subtextes, für ihre Verhältnisse erstaunlich einladend und zugänglich.
Wie catchy die Klaustrophobie aus Dweller angelegt ist, lässt sich vor allem im so kompakt und schmissig polternden Aushängeschild The Spell vorführen. Aber auch das rhythmusintensiv antreibende Wirbeln von Fucking Hell oder das auf den Simplizismus des Postpunk setzende Dweller in the Abyss sind barrierefreie Unruhestifter, während Temple of the Bone die Intensität schwelgender drosselt, um düster funkelnd seine eigene albtraumhafte Vision eines erhebend mitsingbaren Stadion-Chorus anzubieten.

Dieser Ansatz lässt Dweller auf Sicht weniger gefährlich und vielschichtig erscheinen, als seine Vorgänger, lässt mit eingängigerem Songwriting weniger Raum für Entdeckungen in den Abgründen. Doch tatsächlich erweist sich nur (aber auch ausgerechnet das als Closer unterwältigend entlassende und damit den Gesamteindruck schmälernde) Fevered Water als substantiell schwächelnd, weil Haunted Horses hier groovend entlangjoggen, ohne den Verlauf mit einer zwingenden Idee zu krönen.
Denn hinter seiner Frontalität ist das stilistische Amalgam des Trios immer noch charismatisch und fesselnd, es bekommt durch die Vordergründigkeit auch ganz neue Reize: Mit einer Direktheit, die Haunted Horses verdammt gut steht, holt die Band ab, ohne ihre Basis aufgeben zu müssen.

Von Dweller on the Threshold peitschen die Drums präzise, rumort der Bass massiv im Raum der Produktion und texturiert die Gitarre zwischen Industrial-Nihilismus und Noise Rock. Nölend gestikulierend stehen die Vocals vorne in der Kälte, schleppend und zäh installiert die Band ihren stoischen Drive so dröhnend und schabend. Grey Eminence weidet sich keuchend an der grandiosen Stimmung und Atmosphäre der Platte, überrascht dann aber auch noch mit dem Abtauchen in den pumpenden Club voll halluzinogem Hall. Destroy Each Other legt die Daughters-Mechanik weniger verstörend an, ist verführerisch und launig anstatt psychotisch, bevor das Highlight The Seed mit sinistere Trance-Texturen die Spannungen anzieht, indem Haunted Horses einen Pit-tauglichen Malstrom aus der Manie hämmern. Auch hier gilt allerdings: Man kann diesmal einfach überraschend viel Spaß am Wahn der Band haben.

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