Glazyhaze – Sonic

Die Italiener von Glazyhaze haben sich für ihren dreampoppigen Shoegaze mit dem Debütalbum Just Fade Away 2023 durchaus ein bisschen Wohlwollen verdient. Dieses verpufft auf dem Nachfolger Sonic nun, ohne dass die Band tatsächlich etwas falsch machen würde.
Es ist nur so, dass Glazyhaze mittlerweile exakt so vorhersehbar klingen, wie es die fast schon auf AI-Level maßgeschneidert wirkende Bandnamen- und Artworkwahl ohne große Subtilität vorwegnimmt. Nach jungen Epigonen, die die Klassiker – von Slowdive bis Cocteau Twins – als Referenzen kennen, aber mit Reverb und Tremolo hallend an einer poppigen, modernen Ausrichtung des Nu-Shoegaze interessiert sind – und damit relativ austauschbar zwischen unzähligen Mitbewerbern auf dem TikTok-Markt untergehen.
Zwar gibt sich das Quartett – Irene Moretuzzo (vocals, guitars), Francesco Giacomin (drums, samplers, percussions), Lorenzo Dall’Armellina (guitars), Seva Prokhorov (bass, vocals) und Paolo Canaglia (guitars, bass VI, keys) – durchaus Mühe, entlang der (bereits jedes ätherische Klischee an der bittersüß verträumten Hand nehmenden Vocals ihrer Frontfrau) Dynamiken oder Variationen in das ebenso generische wie ausfallfrei-gekonnte Songwriting zu bringen (das wie alleine schon in der melancholischen Sehnsucht von Forgive Me mit seinem wattiert rockigen Untergrund vor allem in seiner optimistischen ersten Plattenhälfte durchaus schöne Seiten zeigt!), die Schablonen mit kleinen Details zu versehen.
Nach dem beschwingt und kompakt gehaltenen What a Feeling addieren Glazyhaze etwa nicht nur im sonor von männlicher Hand mitgeprägten Breath ein latent lakonisches Postpunk-Ambiente, sondern auch im minimalistisch zwischen Young Marble Giants und Real Estate joggenden Nirvana, derweil Dwell ein bisschen mehr The Cure für den Algorithmus bereithält und das flotte Not Tonight nur deswegen nicht der der simpelste Preoccupations-Song aller Zeiten sein kann, weil er kaum etwas zu entdecken parat hält und praktisch reizlos auf die Tiefe verzichtet, die Sonic ansonsten bei mehrmaligem Konsum zumindest phasenweise doch noch wachsen lässt.
Spätestens wenn Warmth („You search the warmth/ I’ll never get“) als Closer der dunkleren, weniger direkten und theoretisch interessanter sein könnenden zweiten Albumhälfte enervierend plätschernd an der Wahrnehmung vorbeirieselt, verkommt die Komfortzone des zeitgenössischen Shoegaze für Sonic so ein gutes Stück zur Crux. Alles an diesem Zweitwerk ist überzeugend und funktionierend, aber unter der sofort abholenden Oberfläche viel zu harmlos und risikofrei. Kompetent, aber auch identitätslos. Eingängig, aber zu schnell wieder vergessen. Auf so durch und durch durchschnittliche Weise nett, dass die eigentlich nichts wirklich falsch machenden 30 Minuten einfach zu egal werden.
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