Guiltless – Thorns
„Apocalyptic soundscapes in their imaginings of the surreal return to proto-human society, as well as what life might be like for the survivors of the next mass extinction event„: Nach dem „one-off drone piece“ The Infinite Concrete Desert Ende 2022 stellt Thorns nun die Debüt-EP des Veteranen-Konglomerats Guiltless dar.
Sacha Dunable (Intronaut) am Bass, nebst den im Dienst von A Storm Of Light gearbeitet habenden Trio aus Schlagzeuger Billy Graves (Generation Of Vipers) Dan Hawkins („guitar and noise„) sowie dem ehemalige Neurosis-Visual Art-Lieferant und Battle of Mice-Mitglied Josh Graham („guitar, vocals, and noise„) – das sind Guiltless, die auf ihrer ersten EP einen runden, das gesamte Kurzformat schlüssig umspannenden Handlungsschritt vollziehen – und nur ihrem Namen nach die Hände in Unschuld waschen, während sie die Mühle des menschlichen Ehlends ergiebig betrachten.
Doch bis das abschließende In Radiant Glow so melodischer veranlagt wirkt, als hätte die Band ihren Flow gefunden, als würde sie sich gelöst ganz dem Instinkt hingeben, nachdem vieles zuvor (keineswegs im negativen Sinne übrigens!) wie ein mit sich selbst ringender Kampf agiert, braucht es einen geduldigen Kraftakt: Das Conclusio des Narrativs funktioniert schließlich auch (oder vor allem) deswegen derart erfüllend, weil es sich wie eine Art Erlösung anfühlt.
Devour Collide konzentriert sich über seinen stoischen Riffs und wirbelnden Drums auf einen sludgig geschlenzten Post Metal, als hätten zähe High on Fire heiser auf einem von Cult of Luna geborgtem Bremspedal gestanden, wo Guiltless dann mit röchelnder Stimme über einem im eigentlich ruhelosen, praktisch aber stoisch in sich selbst verharrenden brüten. All We Destroy schiebt sich polternd durch einen Neurosis-Nebel gen Shrinebuilder, stemmt sich voluminös gegen einen unsichtbaren, jedoch physisch spürbaren Widerstand, was vom generellen MO an das Mühsal des Sisyphus erinnert. Die Band atmet durch, schreitet weiter, verdichtet, transzendiert beinahe hypnotisch. Und in Dead-Eye drückt eine doomige Mystik a la Göden so entschleunigt, während sich, immer wenn die Gruppe an Fahrt aufzunehmen scheint, ein depressives Gewicht wie Magma über das Geschehen rollt.
Originell oder originär ist das alles dabei nicht – aber seine Profession mit intensiver Präsenz wirklich absolut erzeugend darbietend, toll performt, sehr gut (wenngleich ohne wirkliche Genieblitze auskommend) geschrieben und atmosphärisch eindringlich. Zwischen den erwähnten, noch nicht ganz in Griffweite kommenden Referenzband könnte sich hier jedenfalls ein Allstar-Rohdiamant zum potentiellen Genre-Juwel schleifen.
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