Pig Pen – Mental Madness

von am 5. Juli 2025 in Album

Pig Pen – Mental Madness

Matty Matheson nervt mit seiner Fak-Verwandtschaft in The Bear ohne Ende. Als Frontmann einer veritablen Allstar-Band geht der Koch, Schauspieler und Internet-Promi aber klar, wie das Pig Pen-Debüt Mental Madness beweist.

Es war während der Pandemie und wir waren alle wieder zu Hause“, sagt Matheson und diktiert, dass „Gespräche begannen, etwas Schweres, Lautes zu machen, das an den klassischen 80er-Hardcore erinnert, den wir alle so lieben. Jeder kam mit ein paar Riffs und Textfetzen, sprach über Einflüsse und Prinzipien, tauschte Ideen aus und ging dann zum Chinesen essen.
Wir“, das sind neben dem 41 jährigen Kanadier seine Landsmänner Wade MacNeil (Alexisonfire, Gallows oder Doom’s Children), Ian und Daniel Romano (u.a. Attack In Black) sowie deren Backing-Kumpel Tommy Major (Young Guv) – also eine geballte Ladung an Szene-Kompetenz, die mit trittsicherem Fokus weiß, wie man dem Genre dreckig und angepisst vor die Türe rotzt. Handwerklich top, räudig und kompakt, im Tempo prügelnd und dann wieder die Riffs im Midtempo in die Heaviness legend, inhaltlich mit der eigenen Psycho-Hygiene beschäftigt durchaus existentialistisch motiviert.
(Der auch eigene musikalische Erfahrungen in der Vita vorzuweisen habende, von diesem Kontext aber getragen werdende, mit heiserer Stimme im Hall schreiende Cancer Bats-Fan) Matheson führt zu diesen Anfängen eines (bitte nicht u.a. hiermit zu verwechselnden) Projekts noch weiter aus: „Wir haben an einem Tag zehn Songs geschrieben und am nächsten Tag haben wir sie aufgenommen.

Dieser impulsive Ansatz ist dann auch gleichermaßen Keim der Stärke, wie auch der Schwäche von Mental Madness.
Einerseits, weil die 24 Minuten der Platte ein schnörkellos direktes Momentum generieren, effektiv den Pit anrühren und in ihrer Agenda schlichtweg effektiv sind. Man merkt, dass die Band Bock auf das Öffnen dieses eklektischen Druckventils hat – sie spielt mit viel Energie und lässt den Funken auch ansatzlos überspringen. Alleine schon, wie Rabid Beach als kraftvolles, muskulös ausproduziertes Powerhouse, breitbeinig und in Gang-Mentalität explodierend, fett zum Solo brettert und in 121 Sekunden alles gesagt hat, ist da symptomatisch.
Wo Pig Pen mit ihrer Attitüde überzeugen, erweist sich das dabei ausgespieene Material an sich jedoch andererseits als nicht sonderlich ergiebig. Das Songwriting kommt selten über den soliden Standard hinaus, der metallische Hardcore ist streng genommen extrem generisch und unoriginell. So lange die Platte läuft, unterhält sie und funktioniert als Kerosin – über diese Grenze hinaus verblasst die Substanz aber schnell, nur wenig bleibt (sowohl im positiven wie im negativen) hängen.

Pig Pen (der Song) grummelt etwa auf die  Rhythmussektion gedrosselt und ballert dann explosives Nitro und Power Love Train kocht Spannungen mit skandierendem Puls auf, doch arbeiten beide Songs dabei primär über ihre ästhetische Hebelwirkung, nicht die kompositorische. Das Titelstück gewinnt ungemein durch MacNeils unterstützende Vocals, aber einen zuerst giftig rockenden, dann zähen Simplizismus können Staticlone einfach noch besser. Highway nähert sich stimmlich sogar noch deutlicher dieser Spielwiese, doch nervt der träge, trivial und uninspiriert anbiedernde Chorus wie nichts, was George Hirsch einfiele.
Rund um das redundante, aber zumindest keine Sekunde verschwendende Doppel aus dem flotten Ritt Problem Mind und dem gedrosselten Howl & Veil setzen Pig Pen mit einer Verlagerung der Gewichte aber auch hinten raus noch Reize: Venom Moon Rising sorgt für die hartnäckigst skandierte Hook der Platte und bettet diese martialischer und mächtiger in eine Melvins-Liebe, derweil XJXIXDX monolithischer und doomiger angelegt kakophonischer auch über eine ausnahmsweise längere Spielzeit auslaugt. Der glitzernde Synth-Effekt über dem malmenden Stoizismus wirkt dabei aber wie komplett unnötige Willkür – da kann sich der prototypisch den Klischee des Album-Pacing-Einmaleins folgende Closer noch so gern in einem ambienten Nachbrennen suhlen, um ein nötiges Durchschnaufen zu gewähren.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen