Idles – Caught Stealing

Idles haben Darren Aronofsky bei Jimmy Fallon kennengelernt und für dessen Thriller Caught Stealing den von Rob Simonsen komponierten Score eingespielt – inklusive fünf vollwertiger eigener neuer Soundtrack-Nummern.
Wobei das grummelnd am Becken scheppernd zügig nach vorne zu joggen beginnende, ebenso catchy wie repetitiv angelegte Police and Thieves ein Junior Murvin-Cover – das man eventuell zuerst in der The Clash-Version kennt – darstellt. Was man aber erst einmal wissen muss, so nahtlos die Nummer in ästhetischer wie soundtechnischer Hinsicht von den Briten assimiliert wird. Eine Nummer jedenfalls, die (ohne Highlight-Anspruch) passgenau auf Tangk oder Crawler stattfinden hätten können – wie auch die anderen, „klassischen“ Idles-Songs von Caught Stealing.
Doom wummernd stacksend – mit von grieseliger Distortion verzerrten Drums, fiependen Synths und Gitarren, die im tollen Mix so viel Raum zu entdecken bekommend, eher wie Drone-Gebilde wachsen – nirgendwohin; Cheerleader schraubt sich mit manischem Tunnelblick abrassiv nach oben und der Downbeat von Coper betont die Elektronik der Platte wie das Halluzinogen einer sedativen Trance im Fiebertraum, bis eine triphopige Zuversicht vor Radiohead’schen Harmonien steht, und das lässige Rabbit Run als Single auf Krawall gebürstet wird.
Ohne Joe Talbots markanten Gesang betten Idles und Rob Simonsen („We were using Idles as our orchestra. They had created original songs for the film, and building a pallette that started from their sound — the incredible textures they create through inventive use of feedback, distortion, and pedals“) diese Nummern in eine stimmige instrumentale Welt, in der der dunkle, düstere Postpunk mit dem Noise Rock und Industrial organisch verschmilzt, während immer wieder auftauchende Schlagzeug-Crescendos die Spannungen in den Szenen enger ziehen.
Kim’s Video pfeift unter Soundschleifen wirbelnde Drums zum Basslauf eines dystopischen Grooves mit Madchester-Swagger und auch Flushing, Queens oder das somnambul-zynisch in der Distanz lachende Blessings and Successes lassen sich von der lässigen Attitüde der Rhthmusgrupoe dort führen, wo die 90er-Jahr vom Sog der Matrix mitgenommen wurden.
Tompkins Square Park oder Walk / Don’t Walk sind Dark Ambient-Elegien mit mysteriös-sorgenvollen Postrock-Klima, 5th Floor Walk Up mutiert mit enigmatisch Dynamik strukturoffen um das prägnante Schlagzeugspiel des Soundtracks. Alphabet City agiert wie ein aufwärmender Jam hinter zerfahrenen Dissonanz-Spitzen in Lauerstellung und Under the EL kontempliert ins Delirium. Loisaida beobachtet verschlungen eine retrofuturistische Apokalyptik, Bay 15 lässt an Reznor, Ross oder The Body denken, bevor sich Idles über eine Space-Odyssee in einen Untergrund Actioner begeben. Sehr kurzweilig, fesselnd und imaginativ einnehmend.
„I built Caught Stealing to be a roller coaster of fun and wanted to supercharge the film by main lining a punk sensibility. I don’t think a band has really been tasked with performing a score for a movie. Who better to collaborate with than Idles? It has been a dream watching them bend their notes to blast a hole in our movie screen“ sagt Aronofsky und die Band erreicht diese Ziele unter der Leitung von Simonsen mit einem homogenen, ohne wirklich griffige Themen oder Motive mäandernden Soundtrack, der das Spektrum für Album Nummer 6 durch seine atmosphärische Dichte gerne prägen darf.
Kommentieren