Jimmy Eat World – Something(s) Loud
Jimmy Eat World versammeln auf der EP Something(s) Loud (erstmals auch in physischer Form) ihre seit 2020 veröffentlichten Non-Album-Singles – leider jedoch exklusive des zwei Jahre alten Telepath.
Dass ihr letztes Album Surviving von 2019 datiert und Jimmy Eat World damit das zuvor seit gut zwei Dekaden gepflegte, auf zyklische drei Jahre zwischen den Album-Releases getacktete Muster auslaufen haben lassen, hat auch damit zu tun, dass der zehnte Langspieler der Band aus Arizona justament vor der COVID-Pandemie erschien und sich deswegen nicht betouren lassen wollte, während sich die Hörgewohnheiten der Gefolgschaft laut Jim Adkins zu wandeln begannen, wie der mittlerweile 69 jährige Amerikaner erzählt:
„By 2021, it felt like distancing restrictions were finally easing and we could get back on the road. Our ‘Surviving’ album had barely been released before we were performing live again and reconnecting with fans.”
Und weiter: „Coming out of the pandemic, it didn’t feel right to tour without offering something more, so we took the chance to share a few more tracks we’d been working on. At the time, it seemed like listeners were gravitating toward playlists rather than full albums, so we decided to meet them where they were.”
Weil manch einer sich Musik aber immer noch gerne ins Regal stellt, haben Jimmy Eat World nun – fast genau zwei Dekaden nach (im direkten Vergleich doch in einer anderen Liga spielenden) Stay on My Side Tonight übrigens – jedoch Something(s) Loud zusammengestellt.
Neben dem bisher unveröffentlichten Failure (das nicht nach der Band von Ken Andrews benannt wurde) als Zugpferd, das ziemlich exakt nach einer noncha“lalalala“nt in der weichen Heaviness gedrosselten Weezer-Nettigkeit klingt, fungiert dabei als Galionsfigur der sehr, sehr solide Alternative Rock-Quasi-Titelsong, der sein Riff gerne dominanter vor die Synth-Patina schrammen hätte können, aber auch so zum Ohrwurm und Schlachtruf taugt, zumal er gerade in der hervorragenden Bridge glänzt.
Wie gut die zu Bleed American tendierende Nummer einfach ist, lässt sich insofern vielleicht noch besser in der später angehängten Acoustic-Version nachhören: je nach aktueller Stimmungslage sogar die gelungenere Interpretation der Komposition.
Weitaus redundanter ist später übrigens als zweite Zweitperspektive der EP Place Your Debts als im elektronischen Sedativum gedrosselter Synthpop-Remix von TW Walsh, der seinen grundlegend interessanten Ansatz einfach zu spannungslos mäandern lässt. Außerdem ist die reguläre Version des Feuerzeug-Meer-Anstifters wie eine dezent verblasste Erinnerung an Futures weitaus erhebender, funkelt klar mit subversiv hymnischer Majestät über den Tiefen des Bassspiels – auch wenn es seitens Jimmy Eat World verabsäumt wird, all in zu gehen und den zwingenden Punkt oder einen Ausbruch in die Katharsis zu finden.
Call to Love schließt diesen Kreis mit Best Coast-Gast Beth Cosentino als eingängig plätschernder Singalong, bei dem sich zwei Gesangsstimmen schlicht und einfach gut für niedlichen Pop Rock verstehen. Was Something(s) Loud gut abrundet – selbst wenn mit Telepath im Verbund ein noch stimmigeres Ganzes aus dem vorhandenen Material gebastelt hätte werden können.


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