Karloff – Karloff

von am 13. Oktober 2021 in Album

Karloff – Karloff

Karloff sind eine verdammt gute Screamo Band. Phasenweise ist das Quintett aus Cambridge in Ontario auf seinem selbstbetitelten Debütalbum aber sogar mehr als nur das.

Speziell das Herzstück der Platte ist damit gemeint, wenn Fortune Harbour seine Melodien erst in Windeseile prügelt, sie dann zum hyperventilieren Noiserock revidiert und seine Gitarren einerseits in ungemütlichen Soundschleifen nachhallen lässt, und andererseits friedlich über diesem Loop sinniert, bevor Ocean or Other nahtlos übernimmt: als Slint-artige Kontemplation, still und introspektiv, ruhig und nachdenklich rezitiert, während der Postrock in die Weite zu wachsen beginnt und selbst den Ausbruch in den scharfkantigen Post Hardcore auf Speed mit strahlend-erhebenden Tremolo unterwandert.
We all think this is the best thing the band has done and hopefully we can top it going forward. But if not, we are all really proud of the emotion and the work we put into thisgibt Karloff-Kopf Nathaniel Murray zu Protokoll und klassifiziert seine mittlerweile mit neuem Drummer ausgestattete Band aus Horrorfans weiter: “It is very cathartic, introspective music. I think it’s that way for all of us in the band. We are all kind of in our own world, and we all contribute to the music in our own way that is really important.

Nach einer ersten Demo 2018 sowie der Split mit Amitié lässt sich Karloff ein gesunder Individualismus tatsächlich nicht absprechen, auch wenn die Standards des Screamo und Emoviolence rund um peitschende Drums, verzerrte Schreie und aggressive Gitarren natürlich die Quintessenz der Platte darstellen, nachdem Untitled aus dem Feedback und Noise aufgetaucht ist, sich eingegroovt und Abre Los Ojos danach in Schüben losgelassen hat. Karloff kurbeln mit hatscher Energie, nicht bahnbrechend vielleicht, aber immer spannend und interessant, fesselnd und intensiv.
Akzente wie der markante Basslauf in Sun sorgen zudem für Prägnanz, zumal sich das Szenario irgendwann zum kauzig-taumelnden, sinister angedeuteten Indie ausbremst, abseits der Vocals eine Versöhnlichkeit mit entfernten Referenzen wie Built to Spill oder alten Modest Mouse provoziert. Die unmittelbare Eskalationsstufe mit Shine ist direkt danach trotzdem absolut schlüssig, auch weil der Song seine Dynamiken innerhalb weniger Sekunden immer wiede neu anlegt und die Amplituden in alle Richtungen ausschlagen lässt, bevor Hibiscus die Extreme zwischen laut und leiser, unwirsch und anziehend, schnell und langsam ergiebig auslotet: In Sachen Talentprobe ist das Glas hier also nicht bloß halbvoll.

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