Kyle M – The Real Me

von am 29. Juli 2025 in Album

Kyle M – The Real Me

Comedian Kyle Mooney hat als Kyle M mit The Real Me sein aus Fragmenten und Skizzen bestehendes Debütalbum als Musiker aufgenommen. Dabei lässt er offen, wo der Witz an der Sache endet und die tatsächliche Katharsis beginnt.

In jedem Fall ist The Real Me ein irritierender Spagat zwischen humoristischer Parodie und ernsthafter Selbstreflektion geworden; eine Schlangenlinie zwischen emotionaler Offenheit und überzeichnetem Satire-Programm, das den Eindruck erzeugen will, in der Herstellung nicht länger als seine 19 Minuten Spielzeit gebraucht zu haben. Hier schnauft der Protagonist ins Mikro, dort torkeln Texte spontan durch das Geschehen, am Ende schnipst und klatscht es herrlich deplatziert neben dem Beat.
Mooney kann dort die Grenzen von richtigen Songs und unfertigen Ideen mit einem Händchen für Hooks ignorieren, das aus dem Handgelenk geschüttelte, flüchtige Semi-Ohrwürmer gerade soweit andeutet, dass sie mit Midi-Charakter aus dem Billo-Keyboard betont amateurhaft gezogen im Anti Folk/ Indie-Singer Songwriter-Metier außer Griffweite bleiben.

Was in der sparsamen Dosis des Albumverlaufs auch amüsant ist – zumindest für einige Durchgänge, bevor die so betont schüchtern und unbeholfen angelegte Performance mit ihren nach oben abgedrehten Vokalen sich abzunutzen (respektive gar zu nerven) beginnt und der musikalisch überschaubare Reiz seine so betont limitierte Prägnanz verliert.
Hier herrschen eben andere Ansprüche und Ziele als bei Tim Heidecker als Musiker.
The Real Me dümpelt so über weite Strecken entlang einiger potentieller Smash-Singles durch minimalistische Synthpop-Rohbauten, hat schmissig-nonchalant in die Umwelt schauende Pointen wie in der Digitalisierung Digital Society oder der Geriatrie-Sympathie Gwendolyn Bartley, während flott joggende Selbst-Therapien wie Disease vor rappende Tanzflächen-Unfälle (I Gotta Dance Tonight) stolpern. House That’s Haunted ist ein Slacker Rock, der nicht mehr aus den Gehörgängen will und ILY ein windschiefes Lounge-Softrock-Delirium aus den 80ern – zuerst tut Mooney alles, um an Vorbild Mac DeMarco zu kentern, dann an Lewis.

Diese Mentalität des demonstrativen Pseudo-Scheiterns ist elementarer Teil der Komik und auch ein Grund, warum The Real Me alleine konzeptuell betrachtet sehr gut funktioniert.
Dass dahinter in der verweigerten Verweigerungshaltung aber auch einfach in emotionaler Hinsicht mehr steckt, daran lässt alleine die Klammer der Platte keinen Zweifel, wenn Kid on the Range („I ride through this ghost town they call my life/ Fell in love with an old saloon, fell out of love with my wife/ It’s like the devil’s got me thinkin‘ I’m the sheriff of this land/ When I’m just a lonely cowboy who will never be a cowman„) und das Titelstück konventioneller dem Song an sich verpflichtet klimpern und schrammeln.
I know I come off as a clown / But I’m telling you now / There’s a real me deep down“ stammelt Mooney irgendwann halb/sprech/singend und fasst damit den ambivalenten Charakter seines Debütalbums – aus dem man als Nicht-Fan wohl einfach nicht ganz schlau werden kann – adäquat zusammen.

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