Many Eyes – Combust

von am 21. September 2025 in EP

Many Eyes – Combust

Der Tumult um einen Beinahe-Split im Sog des ernüchternden The Light Age haben sich als Wachstumsschmerzen ausgezahlt: Auf Combust erfüllen Many Eyes endlich die hohen Erwartungshaltungen! 

Plötzlich überschlagen sich die Dinge in den drei Lagern der Every Time I Die-Erbverwalter also: Atomic Rule wärmen sich für ihr erstes Match abseits des Wrestling-Rings auf und Better Lovers komme mit dem unangekündigten Single-Release Don‘t Forget to Say Please aus dem Hinterhalt. Doch die eigentliche Überraschung – die nach der bestechenden Qualität der superben Vorabsingle The Clock Behind all Other Clocks ja eigentlich alles andere als unvorbereitet trifft – gelingt Keith Buckley, der mit seinen neu formierten Band – Many Eyes bestehen mittlerweile neben ihm und Nick Bellmore an den Drums aus Bassist Sean Vallie und Gitarrist Alan Hague – endlich (beinahe, weitestgehend!) auf dem Niveau abliefert, das die Diskografie seiner Ex-Band praktisch vorab garantiert hat.

Der Leistungsanstieg seit The Light Age ist jedenfalls eklatant. Im direkten Vergleich zum Debütalbum aus dem Vorjahr ist Combust jedenfalls so offenkundig durchschlagskräftiger, eindringlicher und mutiger, die Gitarrenarbeit interessanter (auch wenn Riffs eher Standard bleiben), das Songwriting und die Texte (die endlich wieder vor erinnerungswürdigen Zeilen strotzen) weniger faul und einfach gestrickt, während Buckleys Gesang selbstsicherer in die Mangel nimmer: Many Eyes bedienen gleichermaßen effektiver die Ansprüche, die Every Time I Die hinterlassen haben und gewinnen an eigener Identität.

Spielraum für Optimierungen bleibt da zwar noch immer. Beispielsweise, weil die trockene Produktion mehr kreative Reibung erzeugen könnte – alle Inszenierungen bis Radical (2021) waren etwa deutlich spannender und intensiver (und dieser Vergleich muß einfach erlaubt sein).
Oder, weil die zweite Hälfte der EP mit Acid Test (das den Southern Rock mit Hardcore-Attitüde kompakt drückt) und Counting Teeth (in dem das Quartett melodischer und zugänglicher im vertrackten Rahmen stilistisch am deutlichsten an das 2024er-Album anknüpft, bis schrille Spitzen in den Stakkatos hinten raus giftig werden) nicht ganz mit der ersten mithalten kann. Doch was Buckley und Co. dort an Chaos und Adrenalin von der Leine lassen, überholt die blutsverwandte Konkurrenz und einstige Kumpels mühelos.

Das polternd rockende House of Bad Taste tackert so knackig, will einfach nicht vom Gaspedal und wirft in seiner Griffigkeit dabei typische Buckley-Catchphrases aus („Joy is coming. Not to you, but joy is coming/ …/ I still fuck. Just not with you/ …/ I still have hope. Just not for you“) bevor das dramatische The Clock Behind all Other Clocks als punkige Abfahrt agressiv aufdreht, dabei aber strukturell so viele Wendungen mitnimmt, um am Ende dennoch als coolste Sau dazustehen: „The longer that I wait, the sooner it arrives/ The longer that I wait, the sooner I’ll be/ Staring at the void with my sunglasses on“.
Ja, mit Combust hat sich eine Band (und vor allem ihr Frontmann) endlich selbst  gefunden. Die Euphorie darüber lässt folglich wertungstechnisch kurzerhand aufrunden:


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