Mason Lindahl – Joshua / Same Day Walking

von am 23. Oktober 2025 in Album

Mason Lindahl – Joshua / Same Day Walking

Als ebenso impulsiver wie konzentrierter Fingerpicker hat Mason Lindahl seine Nische im American Primitivism und Contemporary Folk gefunden, wie die neoklassiszistische Avantgarde von Joshua / Same Day Walking eindrucksvoll unterstreicht. 

Bell Witch-Mann Jesse nennt die Zäsur Kissing Rosy in the Rain als eine der Haupt-Inspirationsquellen für den anstehenden zweiten Teil der Stygian Bought-Kooperation. Gutes Timing: mit Joshua / Same Day Walking ist justament auch ein neues Album des New Yorker Gitarristen Lindahl erschienen ist.
Wobei – Album: eigentlich ist Joshua / Same Day Walking, ganz wie es der dualistische Titel bereits suggeriert, eine Sammlung zweiter EPs.
Though packaged together, Joshua and Same Day Walking chart distinct worlds. Recorded in northern California and produced by Robby Moncrieff (Dirty Projectors, Zach Hill), Joshua is woolier and warmer, evoking haze, humidity, and overgrown Spanish moss. Meanwhile, Same Day Walking — recorded in Iceland and produced by Moncrieff alongside two-time GRAMMY-winning composer / sound designer Sam Slater (Joker, Chernobyl) — is, appropriate for its icier climes, windswept and beholden to the vast emptiness of harsh landscapes. As a pair, they provide a thorough portrait of Lindahl’s singular and versatile playing.

Auf Joshua holt sich Lindahl (der für die Nylon String Guitar und Synthesizer verantwortlich zeichnet) Hilfe von Robby Moncrieff an Organ und Synthesizer (bei Same Day Walking stoßen an den selben Positionen auch noch Sam Slater und Michael Rich Ruth dazu, ohne das Spektrum merklich überladener zu gestalten), um der generellen Konzeption der Platte eine Dualität an den Tag zu legen: Er spielt mit einer Wildheit und Ruhe gleichermaßen; angriffslustig, aber geduldig; einsam, jedoch tröstend; Wärme in die Dunkelheit bringend.
Genauso sorgt auch beispielsweise das bekümmerte Vignette No.1 für melancholische Geborgenheit. In To Each His Own Remark gleiten die Finger sanft über die Saiten, und im Raum dahinter scheinen Dielen des bekümmerten Ambient unter der leicht in Schräglage taumelnden Melodie zu knarren, während die subversiv bleibende Komposition mit verhaltener Grandezza aufblüht. Long Prowl, Underwater ist klar und hell, doch die Gitarre schnepft phasenweise drängend, derweil die Nummer hastiger und dichter wird, und eine finale Dramatik zeigt, die auf hintergründige Weise erhebend funktioniert.

Die zweite Seite der Platte dehnt die Amplituden im kontemplativen, zeitlosen Spektrum ein wenig markanter, lehnt sich direkter in den gefühlten Soundtrack und erschafft noch griffigere Score-Bilder für die einen Imagination.
Little Sister schleppt sich karg und archaisch repetitiv über einen beschwerlichen Aufstieg, der mit einer fast überschwänglichen Dynamik aufgelöst wird, scheppernd umhertollt und sogar ein episches Space-Panorama andeutet, nur um ohne Lust auf extrovertierte Spektakel in sich zu gehen. Die bittersüße Dringlichkeit von Violence in Repetition hat etwas heimeliges und Moon Over erinnert an Gustavo Santaolalla, während man im Titelsong der Albumhälfte meint, choral erhebende Texturen erkennen zu können. Oder eher: zu spüren.
Denn obwohl Joshua / Same Day Walking in seiner Beschaffenheit einen nüchternen Pragmatismus zeigt, ziehen die 52 Minuten auf eine enigmatische, universelle und faszinierende Weise in ihren Bann. Wenn Lindahl vor rund vier Jahren also seine eigene, rein instrumentale Stimme gefunden hat, zelebriert er diese hier mit einer Sicherheit, die ihresgleichen sucht.


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