Messa – The Spin

von am 10. Juli 2025 in Album

Messa – The Spin

Messa gelingt es zwar nicht ganz, sich selbst (respektive ihr 2016er Debüt Belfry) nach Feast for Water (2018) und vor allem Close (2022) noch einmal zu übertreffen. Dafür expandieren sie ihren Sound mit The Spin relativ erfolgreich in ein noch breitenwirksameres Panorama.

Der Umstand, dass das italienische Quartett auf seinem Viertwerk so poppig und zugänglich klingt, wie nie zuvor, fällt (hinter einem Artwork, das nicht nur Turbonegro noch ansprechender hinbekommen haben) praktisch mit der Tür ins Haus: Das nach vorne stampfende Void Meridian gönnt sich eine okkulte Gothrock-Atmosphäre samt Wave-Flair, wo sich das Songwriting und die Ästhetik auf The Cure und Blues Pills gleichermaßen einigen können – die Gesten der Band wären da mittlerweile endgültig für einen größeren Rahmen geeignet, ohne sich anzubietenden, auch wenn die Sache mit einer weniger glatten und risikofreien Produktion interessanter wäre.
In At Races schimmern die Gitarren sogar mit noch mehr Wave-Patina zwischen Sonja und Tribulation als ideale Single (respektive als sich zu schnell abnutzender Album-Schwachpunkt) und aktuelle Standortbestimmung für Messa, wenngleich auch am polarisierenden Scheidepunkt: Dass nach der grandiosen, das Tempo für die stimmungsvolle Träumerei komplett hinausnehmende Bridge einfach nochmal der catchy Refrain an den Verlauf gepappt wird, zeigt auch, wie einfach die Band es sich diesmal (strukturell macht).

Da passt es auch ins Bild, dass mit Fire on the Roof direkt darauf kurzerhand eine verbesserte Variation des tollen Openers folgt (weil ein noch epischerer Refrain auf der pluckernden Bass-Modulation thront und der Song zudem den energischeren Abgang bekommt), während man nach den in nahezu jeder Nummer gleich platzierten Gitarrensolo-Ausflügen beinahe seine Uhr richten kann.
Gemessen an dieser Eingangsphase im speziellen und der grundlegenden Ausrichtung der Platte im Ganzen ist The Spin nach den beiden direkten Vorgängern insofern eine dezente Enttäuschung. Dass man auch hier noch vor dem Gros der Konkurrenz agiert und die (eigentlich nur noch in der mit Synthwave-Grundierung ausgelegten Opulenz der Blackened-Tendenz Thicker Blood Lust auf Doom habenden) Alleskönner danach einmal mehr zur Bestform auflaufen, relativiert diese Wahrnehmung dann aber doch.

Die bezaubernde Klavierballade Immolation gönnt sich einen kongenialen 80er Synth-Schimmer, bevor sie nach allen Regeln der vorhersehbaren Kunst episch aufbricht und in den Sternenhimmel gniedelt, derweil sich Sara Bianchin in diesem Verlauf einmal mehr als grandiose, in ihrem Metier aktuell vielleicht sogar unerreichte Sängerin hervortut. The Dress besticht als Pendel zwischen zurückgenommen lauerndem Schwelgen und Eruption, krönt sich aber als grandioser Besuch im proggigen Noir-Jazz-Keller samt triumphalen Classic Rock-Finale, wozu der Blues-Beginn von Reveal mit seinem markanten Stop-and-Go-Auflehnen mit rollendem Groove und kloppendem Stakkato ideal passt.
Auch wenn man trotz dieser Husarenritte (zugegebenermaßen primär wegen der massiven Ermüdungserscheinungen des Ohrwurms At Races, die im kompakten 41 minütigen Kontext aber eben schwer wiegen) die Einschätzung, es bei The Spin womöglich sogar mit dem besten Album der Band zu tun zu haben, nicht teilen will, kann man sich aber dennoch fraglos darauf einigen, dass die Ausnahme-Erscheinung Messa ihren Status hiermit ansatzlos unterstreicht.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen