Paul Weller – Find El Dorado

von am 3. August 2025 in Album

Paul Weller – Find El Dorado

In seiner Funktion als legitimer Nachfolger zu Studio 150 von 2004 glänzt Find El Dorado durch die exquisite Songauswahl von Paul Weller mindestens ebenso wie durch deren erstklassige, meisterhafte Umsetzung.

Das zweite Cover-Album in seiner Diskografie mag eine Spur zu lang ausgefallen sein und im Verlauf seiner 55 Minuten Spielzeit mangels eines übergeordneten Spannungsbogens auch ein wenig an fesselnden Momentum verlieren.
Allerdings möchte man dennoch keine der im besten Sinne routiniert und beseelt dargebotenen 15 Interpretationen hier missen, die sich Weller unweit der Originale ebenso stilistischer wie geschmackvoll dort zu Eigen gemacht hat, wo der mystische Sehnsuchtsort zur Komfortzone wird. Nostalgisch, unaufgeregt und warm ist die Zuneigung, die der Brite auf subversive Weise für das (entdeckenswerte, jedoch kaum obskure) Ausgangsmaterial empfindet, stets spürbar – sie verleitet zu keinen Wagnissen oder Abenteuern, sondern einem in die Materie eintauchenden Wohlfühlbereich.

Find El Dorado ist keine verkopfte Experten-Platte, sondern ein gehaltvoller, angenehm zu konsumierender Zeitvertreib, der das Schaffen von Weller wenige Monate nach (Supplement) 66 mit ganz im Dienst der Sache aufgehenden Gästen wie Gitarrist Noel Gallagher auf vertraute, folkige Weise bereichert – zugegeben gar mit erinnerungswürdigeren Songs, als der Meister sie zuletzt selbst zustande brachte.
Vielleicht am schönsten nachzuhören im Quasi-Titelstück, das mit zurückhaltender Acoustic-Begleitung, gefühlvollem Gesang und unendlich sanften Arrangements (die sogar beruhigend unesoterisch flötieren) nichts als pure Schönheit transzendiert, während Steilvorlagen wie Daltry Street unspektakulär wunderbare Start-Ziel-Siege ohne Aufregung darstellen.
Songs wie Where There’s Smoke, There’s Fire schaffen den Spagat zwischen Reproduktion, zeitloser Modernisierung und charismatischer Umdeutung, derweil es ebenso symptomatisch für die hier herrschende Qualität ist, dass Weller dem eigentlich zu Tode gecoverten I Started a Joke mit Klavier und orchestral angedeuteter Opulenz eine sentimentale Seite jenseits der Redundanz beibringen kann.

Handouts in the Rain bekommt als Duett mit Declan O’Rourke Bandbreite und White Line Fever macht den Country zur Ahnung hinter dem die Band satter betonenden typischen Weller-Sound. One Last Cold Kiss fidelt keltisch etwas elaborierter und dramatischer als Christy Moore es darzubieten pflegt, When You Are a King schmückt den Minimalismus mit betörenden Streichern aus und Pinball groovt nonchalant. Lawdy Rolla (The Guerillas) und Nobody’s Fool (ein verlorener Deep Cut und verhinderter Kinks-Klassiker) zeigen musikhistorisches Detailwissen in der Zugänglichkiet, Journey pflegt eine rundere, weichere Aufbruchstimmung, ohne die rockige Kanten zu verlieren.
Dass Weller im von Incredible String Band-Gründungsmitglied Clive Palmer geschriebenen Clive’s Song ein Legendentreffen mit Led Zeppelin-Ikone Robert Palmer als selbstverständlichste Sache der Welt anlegt, bei dem die Musiker zurückgelehnt etwas bluesiger, auf smoothe Art heavier polternd die Mundharmonika auspacken, passt da zum Selbstverständnis des 18. tollen Studioalbums des Modfathers.

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