Pelican – Live at the Grog Shop

von am 4. Mai 2020 in Livealbum

Pelican – Live at the Grog Shop

Sieben Songs vom aktuellen Album Nighttime Stories, dazu drei von Forever Becoming: Pelican zeigen auf Live at the Grog Shop, warum früher alles viel besser war – aber heute nicht alles an der Band schlecht ist.

Selbst wenn man über die Jahre als Fan den Draht zur Kombo aus Chicago und ihren immer weniger inspiriert aufgefahrenen Riffkaskaden verloren hat, funktionieren die im Post Metal und Instrumental Rock wachsenden Stücke von Pelican live dann doch immer noch ein wenig unterhaltsamer, als auf Platte: Die Band klingt durch ihre Spielfreude einfach hungriger und ambitionierter, legt mehr Leidenschaft und zwingend packende Kraft über mäßig kreative Nummern – die wie die zehn aufgefahrenen Stücke auf Live in the Grog Shop dem Genre nunmal absolut nichts essentielles hinzuzufügen haben, dies aber mit Überzeugung und technischem Können tun.

Pelican ziehen ihr Ding enthusiastisch durch, das hört und spürt man bestenfalls gar auf suboptimaler Konserve, die Stimmung ist zudem effektiv eingefangen und der (freilich nur vor einer tatsächlichen Bühne entsprechend wuchtig und überwältigen könnende) Sound zumindest ordentlich.
Doch wiegt dies den Fakt, dass die Band seit längerem keine wirklich interessanten Ideen mehr in ihre Kompositionen pumpen kann, auf keine spannenden Einfälle jenseits einer zutiefst konventionellen Herangehensweise an den Baukasten zu denken scheint, eben nur bedingt auf.

Über die Spielzeit von 64 Minuten ist deswegen auch eher früher als später die Luft raus. Das Einerlei kann trotz vereinzelter Höhepunkte wie Darkness on the Stairs oder Abyssal Plain nicht mehr aktiv an der Stange halten und all diese endlosen Aneinanderreihungen typisierter Gitarrenfiguren und massiver Rhythmen lassen auf Durchzug schalten. Was aber im konkreten Fall kein reiner Vorwurf zu sein braucht: Als frei budgetierbare Veröffentlichung via Bandcamp werden Fans hiervon keinesfalls enttäuscht. Alle anderen müssen halt für sich entscheiden, wieviel ihnen ein guter Bootleg-Mitschnitt aus einer der langweiligsten Phasen der Karriere einer ehemaligen Genre-Kompetenz wert ist.

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