Rome – Defiance

von am 21. Juli 2022 in EP

Rome – Defiance

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint – oder heiligt der Zweck die Mittel? Jérôme Reuter alias Rome setzt sich auf Defiance mit leider egalem Singer-Songwriter-Folk für die Ukraine ein.

Mag die unversiegende Flut an Rome-Veröffentlichungen rund ein Jahrzehnt nach den essentiellen Heydays ja auch mal gerne zwischen netter Belanglosigkeit und aufdringlichem Cringe-Faktor driften, muß man dem politisch engagierten Luxemburger doch stets zu gute halten, dass er in allem was er tut, absolut authentisch ist.
Besser wird Defiance dadurch aber bei allem Wohlwollen nicht, vertändeln sich die drei an der Acoustic-Gitarre leidlich inspiriert geschrammelten Stücke (vor dem mit Luftschutzsirenen und Maschinenpistolen aufrütteln wollenden Titelstück-Outro) doch instrumental als Malen-Nach-Zahlen-Standards auf beinahe kitschiger Ebene: dass die Songs hier rausmussten ist emotional absolut klar, sie wirken inszenatorisch aber einfach übereilt, plakativ und so gewollt, dass es unverdienterweise beinahe aufgesetzt wirken kann.

In Going Back to Kyiv mischen sich  unter die Gitarre dezente Synth-Texturen mit The Cure-Ästhetik, was Rome an sich sehr gut steht, doch watet die skizzenhaft improvisiert scheinende Nummer gefühlt auch knietief durch den Pathos und Schmalz. Die direkten Texte sind frei von abstrakter Codierung prätentiös und ohne jede Subtilität – was so vielleicht ja auch einfach angebracht ist. Doch durch den Vorschlaghammer wirkt alles auch klischeehaft, sentimental romantisierend, den Vorschlaghammer (trotz spezifischerer Agenda) auf eine ähnlich betäubende Weise auspackend wie etwa Refused zuletzt.

Doch es ist im Grunde weniger der frontale Inhalt, der übersättigt, wie man in The Brightest Sun (trotz des wieder feinen 80er-Keyboards) noch deutlicher erkennt: die so bemüht bedeutungsschwere Intonation überhöht eine egal plätschernde Melodie hoffnungslos, da kann die simpel gestrickte Hook hinten noch so unendlich ermüdend oft und oft und oft und nochmals wiederholt werden, bevor das melancholisch gezupfte The Ballad of Mariupol mit seinen malerischen Streichern ebenfalls in rein theoretischer Gravitation verglüht: Von Defiance bleibt abseits der Ästhetik und der grundlegenden Botschaft kaum etwas hängen, obwohl paradoxerweise während des Konsums gleichzeitig ein enervierendes Übersättigungsgefühl einsetzt.

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