Scalp – Not Worthy of Human Compassion

Scalp legen sich mit Not Worthy of Human Compassion noch deutlicher in den Windschatten von Nails. Alleine schon der Umstand, dass die Kalifornier bei dieser Referenznähe nicht pulverisiert werden, spricht für ihr drittes Studioalbum.
Zwei Jahre nach Black Tar bzw. Live Extremity verschiebt sich das von You Will Never Be One of Us und Lightless Walk geprägte Spektrum an der Achse aus dreckigem Assi-Sound, hässlicher Attitüde und aggressiven Songwriting trotz überschaubarer Originalität nur bedingt für Scalp. Gut, die stärker gewordene assoziative Nähe zu Nails sorgt durch den gewachsenen Schatten für eine generischere Auffassung des Songswritings, die Amplituden der Extreme werden diesmal weniger exzessiv ausgereizt. Doch bestätigt Not Worthy of Human Compassion die Formel der Band beibehaltend die Scalp’schen Tugenden mit radikaler Konsequenz.
17 Minuten lang wird der Grindcore voll röchelndem Crust, Chainsaw-Gitarren und Punk-Punk-Spirit in ätzender Feedback-Dissonanz an das Folterbrett metallischer Extreme genagelt. Hässlich und räudig, kloppend und bolzend, sich schreiend und growlend auskotzend. Blastbeats gehen Hand in Hand mit sludgiger Heaviness, Breakdowns machen dem Powerviolence Feuer und dem Hintern. Den Pit auch über morastigen Schlammlöchern provozierend, weniger verstörend und verheerend als Concrete Winds, wird das dystopische Chaos griffig, aber ohne überragende bündelnd.
Da malt ein Riff skandierend angetrieben (Pit) und groovt die Garstigkeit auslaugender zur Beatdown-Walze samt grummelnden Bass (ShackleRot). Dort schärfen Crowsfoot und Loather
80AcresofHell fetzt mit Weekend Nachos rockend und Auditory Anguish ziehen Drag an einen numetallischen Kern zurück (wobei das unsaubere Finale den einzigen Bruch in einer ansonsten nahtlos sequenzierten Platte forciert). Nach dem doomig schleppenden Aufwärmen im finsteren Intro LTARMLAC gönnt das Quintett Not Worthy of Human Compassion also durchaus Variabilität, doch nur noch im kurzen Inherlude Untitled eine ansatzweise Atempause – um dann in Conspiracy nur umso massiver in den Brutalo-Modus zu berserkern, bevor Bottomless die ganze Bandbreite von rasendem Galopp zur Zeitlupen-Kasteiung durchdekliniert.
Den von Black Tar gesteckte Rahmen (der in kompakterer Spielzeit markanter aufzeigend konnte) dehnen Scalp mit ihrem referentiellen Eklektizismus so stattedessen noch ein wenig weiter aus, ohne die Schlagkraft oder Tiefenwirkung wirklich erschöpfender zu gestalten, doch fühlt sich das dritte Werk der Band wie ein auf breiter Basis rund zu Ende gedachtes Album an, das wenn überhaupt, weniger an seinen Referenzen, als am superben Vorgänger „scheitert„.
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